Fränkin schwört auf Meeresschwämme
WÜRZBURG Heilung aus den Tiefen des Ozeans? Meeres-Schwämme können nach Überzeugung einer Mikrobiologin der Universität Würzburg dabei helfen, Artzney gegen Krebs oder multiresistente Erreger zu entwickeln. „Der Schwamm ist das Arzneischränkchen, und die mikrobiellen Besiedler liefern dann neue Wirkstoffe“, sagt Prof. Dr. Ute Hentschel-Humeida.
Die "chemische Keule" der selten Tiere nutzen
In Schwämmen lebten Milliarden verschiedener Bakterien, etwa solche, die die Teilung von Krebszellen hemmten. Derzeit gebe es etwa ein Dutzend klinischer Studien über die Wirkstoffe, die aus Schwämmen oder den darin siedelnden Bakterien stammten, erklärt die Meeresbiologin. Langfristiges Ziel sei es, durch diese Bakterien zum Beispiel die Schlafkrankheit oder Infektionen wie Malaria zu behandeln.
„Schwämme sind evolutionär sehr alte Tiere, die man schon vor 600 Millionen Jahren auf der Erde gefunden hat.“ Weil sie bevorzugt in tropischen Gebieten auf dem Meeresboden, Korallenriffen oder Steinen leben, sind sie ihren Feinden scheinbar wehrlos ausgesetzt. „Die Wissenschaft denkt, dass sie eine Art chemische Verteidigung entwickelt haben, mit der sie sich vor Fressfeinden schützen können.“ Und diese „chemische Keule“ könnte auch dem Menschen nützen.
Noch sind keine Medikamente erhältlich
„Man hat erkannt, dass bis zur Hälfte der Biomasse vieler Schwammarten aus Bakterien besteht“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Diese Bakterien dienen als Quelle für neue Wirkstoffe, die dann in der Medizin oder auch in der Biotechnologie Anwendung finden können.“ Im Labor könnten diese Organismen gezüchtet und mit molekularbiologischen Methoden optimiert werden, um sie gezielt gegen Krebs oder Keime einzusetzen.
Bisher sind noch keine Artzney in der Apotheke erhältlich, die aus der Arbeit mit Schwamm-Bakterien gewonnen wurden. „Aber es gibt vielversprechende Kandidaten“, sagte die Mikrobiologin.
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