Forscher sehen erstmals Ozonloch über dem Nordpol

Meldungen über den Schwund der Ozonschicht in der Atmosphäre hatten vor Jahrzehnten aufgeschreckt. Nach dem Verbot von Klimakillern wird das Ozonloch über der Antarktis kleiner. Doch nun gibt es erstaunliche Berichte vom Nordpol.
dpa |
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Eisschollen treiben auf dem Arktischen Ozean am Nordpol. Foto: picture alliance / dpa /Archivbild
dpa Eisschollen treiben auf dem Arktischen Ozean am Nordpol. Foto: picture alliance / dpa /Archivbild

Oberpfaffenhofen/Bremerhaven (dpa/lby) - Mehrere Forschergruppen haben zum ersten Mal ein Ozonloch über der Arktis festgestellt. Atmosphärenforscher beobachteten dies über Satellitendaten, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München am Mittwoch mitteilte. Von einem Ozonloch sprechen die Forscher, wenn die Schutzschicht so dünn wird, dass sie den Normalwert um etwa ein Drittel unterschreitet. Schon zuvor war ein starker Ozonabbau über dem Nordpol festgestellt worden. Dies sei durch die außergewöhnlich langanhaltenden und starken Polarwinde in den vergangenen zwei Monaten begünstigt worden.

"Es ist im Moment ein wirkliches Ozonloch, wie wir es über der Arktis noch nie gesehen haben, aber wie wir es kennen aus der Antarktis. Das ist ein sehr besonderes Ereignis", sagte Martin Dameris vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.

Parallel zu den Forschern in Oberpfaffenhofen hatten Wissenschaftler aus Bremerhaven das Ozonloch über dem Nordpol gemeldet. In der Arktis sei durchgehend seit zwei Wochen die Ozonschichtdicke unterschritten worden, die über der Antarktis ein Ozonloch definiere, erklärte Markus Rex, Leiter der Abteilung Atmosphärenphysik des Alfred-Wegener Instituts in Bremerhaven.

"Im Bereich des Maximums der Ozonschicht liegt der Verlust bei rund 90 Prozent", so Rex. Das betreffe eine Fläche etwa dreimal so groß wie Grönland. Insgesamt sei ein Bereich von 20 Millionen Quadratkilometern, zehnmal so groß wie Grönland, betroffen - mitunter aber auch von geringerem Ozonverlust. "Im Moment sind diese Luftmassen noch eingeschlossen und befinden sich über der zentralen Arktis, von daher braucht hier in Europa keiner Angst haben, dass er schneller als normal einen Sonnenbrand bekommt", sagte Rex. Es sei aber denkbar, dass Luftmassen im April aus der Zentralarktis heraustreiben und nach Europa kommen.

Klimaforscher Dameris sagte, er gehe davon aus, dass sich das Ozonloch in spätestens zehn Tagen wieder Richtung Normalität entwickeln werde. Besonders starke Polarwirbel, die zwischen Anfang Februar und Mitte März über der Arktis neue Rekorde aufstellten, hatten den Forschern zufolge die Entstehung des Ozonlochs begünstigt. Das jahreszeittypische Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre, wo die Ozonschicht liegt, sei extrem stark, stabil und kalt gewesen. Dabei konnten sich vermehrt sogenannte Perlmuttwolken bilden. Sobald die Sonne darauf scheint und Energie liefert, laufen chemische Reaktionen ab. In Verbindung mit dem Chlor aus den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) kommt es dann zum Ozonabbau.

Dennoch sehen die Forscher insgesamt eine positive Entwicklung. Dank der internationalen Maßnahmen erhole sich die Ozonschicht seit einigen Jahren. "Aus heutiger Sicht und bei strenger Einhaltung der bestehenden Schutzmaßnahmen können wir davon ausgehen, dass sich bis Mitte dieses Jahrhunderts die Ozonschicht wieder vollständig erholen wird, auch in den Polarregionen", sagte Dameris.

Auch das Ozonloch über der Antarktis, dessen Entdeckung 1985 zur Verabschiedung des Montreal Protokolls und damit zum schrittweisen Verbot der FCKW geführt hatte, scheint sich langsam zu schließen. 2019 war es so klein wie seit rund 30 Jahren nicht mehr.

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