Folter-Bande drohte Opfer mit Kopfschuss

Drogenkonsument (42) ging 24 Stunden lang durch die Hölle: Elektroschocks, Prügel mit einer Rohrzange, „russisches Roulette“
von  Abendzeitung

Drogenkonsument (42) ging 24 Stunden lang durch die Hölle: Elektroschocks, Prügel mit einer Rohrzange, „russisches Roulette“

NÜRNBERG Richter Ulrich Flechtner, Vorsitzender der 13. Strafkammer beim Landgericht, unternahm einen dienstlichen Abstecher ins gewalttätige Drogenmilieu Nürnbergs. Drei Männer, alle Anfang 30, standen wegen einer unfassbaren Folter-Orgie vor Gericht.

Es ging um mehrere Handys, einen Laptop und 2000 Euro Bargeld

Das 42-jährige Opfer, schon vorher von Alkohol und Drogenkonsum gezeichnet, ist seit dem verhängnisvollen Erlebnis im Sommer letzten Jahres nur noch ein Schatten seiner selbst. Er muss psychiatrisch behandelt werden, um die seitdem permanent auftretenden Angstzustände in den Griff zu bekommen. Die Knochenbrüche, die Hämatome am ganzen Körper, die von Stromschlägen verursachten Verletzungen sind verheilt. Aber der Schrecken ist geblieben. Wohl für immer...

Auslöser für sein 24-stündiges Martyrium in einer heruntergekommenen Wohnung in Gostenhof war die Vermutung von Edward W., dass er aus dessen Wohnung mehrere Handys, ein Laptop, sowie 2000 Euro Bargeld geklaut haben soll. Handfeste Beweise dafür hatte Edward W. nicht. Trotzdem verständigte er sich mit seinen ebenfalls dem Drogenmilieu angehörden Kumpels Pierre S. und Michael M., dem vermeintlichen Dieb eine Abreibung zu verpassen. Unter dem Vorwand, ihm Drogen verkaufen zu können, lockten sie ihr Opfer schließlich in die Wohnung von Edward W.

Sie wollten ihm eine Einwegspritze mit Crystal-Speed ins Auge bohren

Das Horror-Szenario begann, als der 42-jährige den Diebstahl bestritt – und ihm seine Peiniger nicht glaubten. Sie wollten das „Versteck“ des Diebesgutes aus ihm herausprügeln.

Stundenlang traktierten sie ihn mit Fußtritten am ganzen Körper. Unter anderem erlitt er dabei Rippenbrüche und eine Fraktur des Kiefers.

Pierre S. griff sich eine schwere Rohrzange und schlug damit auf die Schienbeine seines Opfers, das mit einem Klebeband gefesselt und geknebelt worden war.

Pierre S. spielte mit dem in Todesangst schwebenden Mann „Russisches Roulette“. Er hielt ihm eine mit einer Patrone geladene Waffe an die Schläfe – und drückte ab. Das Opfer sagte später: „Ich dachte, dass ich erschossen werde.“

Edward W. zog eine Einwegspritze mit Crystal-Speed auf und drohte dem Opfer, die Nadel ins Auge zu stechen.

Haftstrafen zwischen sechs und acht Jahren

Edward W. folterte das Opfer auch noch mit Stromschlägen an den Ohren, am Hals, im Genitalbereich.

Nach fast einem Tag bloßer Gewalt nannte der Misshandelte ein frei erfundenes Versteck der Diebesbeute, um sich weitere Qualen zu ersparen. Auf dem Weg dorthin gelang ihm die Flucht. Wenige Stunden nach dem Folter-Exzess wurde Edward W. bei einer Kontrolle mit über einem Kilogramm Drogen erwischt.

Im Gerichtssaal legten die Angeklagten ein umfassendes Geständnis ab. Die drei Folterknechte müssen nach den Worten des Richters mit Haftstrafen zwischen sechs und acht Jahren rechnen. hr

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