Flugzeugdrama vom Chiemsee: Versunken und verloren

Nach dem tragischen Flugzeugabsturz in den Chiemsee ist die Suche nach den verschollenen Piloten unterbrochen worden – von ihnen fehlt immer noch jede Spur.
von  Abendzeitung
Nach dem Absturz: Taucher der DLRG suchen das Ostufer nach Trümmern ab.
Nach dem Absturz: Taucher der DLRG suchen das Ostufer nach Trümmern ab. © Mike Schmalz

GSTADT - Nach dem tragischen Flugzeugabsturz in den Chiemsee ist die Suche nach den verschollenen Piloten unterbrochen worden – von ihnen fehlt immer noch jede Spur.

Das Unglück ist schon sechs Wochen her. Am 28. November stürzten Ulrich W. (46) und Raimund E. (49) mit einem Ultraleichtflugzeug in den Chiemsee. Noch immer fehlt von ihnen jede Spur. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag musste jedoch die Suche nach den beiden Männern unterbrochen werden. Es ist zu kalt.

„Der Uli lebt noch.“ So klingt die verzweifelte Hoffnung einer Frau. „Seine Lebensgefährtin kann das Ganze nicht akzeptieren“, schildert Martin Eibl vom Fliegerclub Mühldorf am Inn. Auch die Vereins-Kameraden hatten sich intensiv an der Suche nach den beiden Verschollenen beteiligt.

Es ist zu kalt, um die Suche fortzusetzen

Doch je weiter die Temperaturen sanken, desto weniger Sinn machte der Einsatz. Weil die notwendigen elektronischen Geräte streikten. Die Bodenstruktur des Sees war zuvor von Booten aus „gescannt“ worden – Erhebungen am Seegrund wurden erfasst. Um was es sich dabei handelt, musste dann in einem zweiten Schritt mit einer Unterwasserkamera abgeklärt werden. Bislang war aber nichts entdeckt worden außer Felsen, Baumstämmen und einem alten Bootssteg.

„Schwierig gestaltet es sich bereits, überhaupt ein Suchgebiet einzugrenzen“, heißt es bei der Polizei. Es wurden zwar kleine Wrackteile aus dem Wasser geborgen. Und eine Zeugin will zur vermuteten Absturzzeit ein heftiges Aufspritzen des Wassers aus dem Augenwinkel gesehen haben. Aber die genaue Absturzstelle ist unbekannt.

Martin Eibl vom Fliegerclub Mühldorf war einer der letzten, der die beiden Hobby-Flieger noch lebendig sah: „Sie waren die perfekten Vereinsmitglieder.“ Raimund E. lebte in Töging und arbeitete in der Altbausanierung. Er hinterlässt eine Frau und einen Sohn. Ulrich W. war HNO-Arzt.

Dass die Toten nicht mehr auftauchen, ist kein Einzelfall

Schon einmal hatte es einen Flugzeugabsturz gegeben, dessen Opfer nie geborgen wurden. 1986 stürzten zwei Männer mit ihrem Flugzeug in den Walchensee – vor den Augen tausender Badegäste. Ihre Leichen wurden trotzdem nie gefunden.

Allein im Chiemsee sind seit den 40er Jahren etwa 30 Menschen verschollen. Zu den Vermissten gehören ein Segler, der im Jahr 2004 verschwand. Eine Schwimmerin (2003), ein Schlittschuhläufer (1985) und ein Surfer (1983). Die Polizei geht davon aus, dass auch im Starnberger See 28 Wasserleichen sind. Die Toten werden nie geborgen, weil der Wasserdruck sie unten hält. Oder sich ihre Körper verhaken.

Julia Lenders

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