Fei wergli! Dieser Stadtrat will eine Schule für Fränkisch

Marcus König (CSU) will damit den Nürnberger Dialekt vor dem Aussterben retten. Er denkt dabei an zwei Wochenstunden Fränkisch. Damit so schöne Begriffe wie „fei“ und „bassd scho“ nicht aussterben.
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Die Fahne mit dem Frankenrechen auf der Tafel und Mundart im Unterricht.
az Die Fahne mit dem Frankenrechen auf der Tafel und Mundart im Unterricht.

Marcus König (CSU) will damit den Nürnberger Dialekt vor dem Aussterben retten. Er denkt dabei an zwei Wochenstunden Fränkisch. Damit so schöne Begriffe wie „fei“ und „bassd scho“ nicht aussterben.

NÜRNBERG Die Idee kam Marcus König (27) vor zwei Tagen im Biergarten. „Ich saß neben einem älteren Ehepaar, das sich im schönsten Nürnbergerisch unterhielt. Da dachte ich mir: Irgendwann wird keiner mehr unsere Mundart sprechen und verstehen können.“ Damit der „allerschönste Dialekt“, den Humorist Hermann „Strebala“ Strebel (1877-1949) besungen hat, nicht ausstirbt, will der CSU-Stadtrat Fränkisch jetzt zum Unterrichtsfach machen. Das Schulreferat soll eine Modellschule für Dialekt in Nürnberg einrichten.

„Wir brauchen ein Angebot auf freiwilliger Basis, das unsere Schüler sowie andere Neigungsgruppen nutzen können“, schlägt König vor. Er denkt dabei an zwei Wochenstunden Fränkisch. Damit so schöne Begriffe wie „fei“ und „bassd scho“ nicht aussterben. „Oder damit die Kinder lernen, woher das Wort Peterlesbou stammt. Was ich übrigens selber nicht weiß.“ Dieser Spitzname für die Nürnberger, so steht es im Stadtlexikon, leitet sich von der Nürnberger Lieblingsspeise „Schwemm-gniedla mit Bäiderla“ (Schwemmklöße mit Petersilie) ab.

Mit Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) hat König das Mundart-Projekt schon besprochen. „In Oberbayern gibt es das Angebot schon länger – an verschiedenen Schulen“, weiß König. „Wir Nürnberger sollten uns genauso für unsere Sprache einsetzen. Und das fängt in der Schule an. Dialekt ist ein wesentlicher Bestandteil unserer kulturellen Substanz und muss auch eine Zukunft haben.“ Dass Mundart nicht von gestern sei, beweise der Erfolg fränkischer Musik- und Comedy-Gruppen.

Alles subber? Nicht ganz. Denn in Bayerns Schulen ist zwar das Sprechen in Mundart nicht verboten. Und es gibt auch Arbeitshilfen für Lehrer, wie sie ein oder zwei Stunden über Dialekt halten können. Sogar einzelne Unterrichts-Projekte über Mundartdichtung sind möglich.

Aber ein Unterrichtsfach wird Dialekt nicht werden, so Ludwig Unger, Sprecher von Schulminister Siegfried Schneider (CSU). „Dialekt-Sprechen wird nicht gelehrt!“ Im staatlichen Schulsystem gelte nun mal die einheitliche Hochsprache.

Außerdem sei es auch unmöglich, für jede Region und jede Mundart die richtigen Lehrer zu finden. „Die müssten dort aufgewachsen sein und könnten später in keiner anderen Region unterrichten,“ so Unger.

Michael Reiner

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