Fehler- statt Viererkette: Club-Trainer Oenning auf dem Prüfstand

Taktisches Desaster des 1. FCN in Dortmund, kuriose Personalpolitik, Schonzeit für Dauer-Reservisten, freie Tage nach Niederlagen, ausgemusterte Ü30-Fraktion. Aber Club-Manager Bader steht zum Trainer: „Der Weg mit ihm ist alternativlos“
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"Ich bin weder plan- noch hilflos" sagt  Club-Trainer Michael Oenning. Es sieht aber anders aus.
firo/AK "Ich bin weder plan- noch hilflos" sagt Club-Trainer Michael Oenning. Es sieht aber anders aus.

Taktisches Desaster des 1. FCN in Dortmund, kuriose Personalpolitik, Schonzeit für Dauer-Reservisten, freie Tage nach Niederlagen, ausgemusterte Ü30-Fraktion. Aber Club-Manager Bader steht zum Trainer: „Der Weg mit ihm ist alternativlos“

NÜRNBERG Advent, Zeit der Besinnlichkeit. Die Verantwortlichen beim Club sollten sie nutzen, um sich zu besinnen. Nachdenken, was sie wollen. Denn geht es so weiter, droht die sportliche Bruchlandung. Nun ist gegen einen gepflegten Jugendstil an sich nichts einzuwenden. Auch Dortmund hatte beim munteren Abwatschen der Nürnberger, die laut Kapitän Andreas Wolf auch „wie eine Schülermannschaft“ gespielt haben, sechs junge Akteure auf dem Platz. Der Unterschied mag vielleicht darin liegen, dass BVB-Trainer Jürgen Klopp kein Auszubildender mehr ist.

Michael Oennings Fehler-Kette:

Taktik. Das taktische Desaster vom Samstag, das in einem, noch gnädigen, 0:4 endete, geht auf die Kappe von Oenning. Jungstürmer Choupo-Moting als zentraler offensiver Mittelfeldspieler, Rekonvaleszent Isaac Boakye als Angreifer, Peer Kluge auf links, 90Minuten Qual für einen völlig überforderten Nordtveit auf der Schlüsselposition vor der Abwehr, den auch die Unterstützung von Judt in Halbzeit zwei nicht erlöste – alles kontraproduktiv und mit der Folge, dass sich die Dortmunder mitunter allein auf dem Platz wähnten. Weit und breit kein Gegenspieler. Albert Bunjaku: „Wir haben wieder zwei so komische Tore bekommen. Das hat uns das Genick gebrochen.“

"Wir haben wieder zwei so komische Tore bekommen"

Munter vorwärts, was beim 3:2-Sieg in Wolfsburg noch gelang, wäre auch beim Heimspiel gegen Freiburg (0:1) gerne gesehen worden. Stattdessen gab es einen Nichtangriffspakt. In Dortmund liefen die Cluberer hilflos in die BVB-Konter, eine Reaktion von der Bank blieb aus. „In Dortmund kann man als Aufsteiger schon mal verlieren“, sagt Oenning. Und: „Wir sind für unser offensives Spiel bitter bestraft worden.“ Aus dem offensiven Spiel resultieren gerade mal drei Torschüsse.

Oenning verspricht: "Das wird uns nächste Woche nicht nochmal passieren"

Einstellung. Verlieren ja, aber nicht sich kampflos ergeben, oder, wie geschehen, sogar einfach stehen bleiben. Das ist unprofessionell, weil letztlich auch das Torverhältnis entscheiden kann. Verantwortlich für die Einstellung ist – der Trainer. Oenning verspricht: „Das wird nächste Woche nicht nochmal passieren.“

Nachtschwärmer und Grüppchenbildung

Disziplin. Dass der gesperrte Raphael Schäfer ausgerechnet am Abend nach dem 0:4 bei einer Feier auftritt, ist zumindest unglücklich. Dass Angelos Charisteas, der während der Niederlage gegen Freiburg angeblich in einem Münchner Café gesessen haben soll, spricht auch nicht für einen allzu großen Zusammenhalt im Team. Feuchtfröhliche Disco-Abende einiger Reservisten sind ebenso überliefert wie die zunehmende Grüppchenbildung. Hier muss Oenning gegensteuern.

Pause für zwei Dauer-Reservisten

Personal. Oennings Personalpolitik ist schwer nachvollziehbar. Nach langen Gesprächen befand der Trainer, dass Thomas Broich und Dario Vidosic in Dortmund eine Pause bräuchten. Vidosic und Broich – zwei Dauer-Reservisten. Die Fraktion der Erfahrenen mit Joe Mnari, Angelos Charisteas und zuletzt Marek Mintal hat ständig Pause. Und hätte Christian Eigler nicht mit einer Grippe passen müssen, Charisteas wäre auch in Dortmund außen vor gewesen. So kam er beim Stand von 0:3, Sekunden später stand es 0:4. „Ich sehe unter der Woche viel und rede viel mit den Spielern“, begründet Oenning seine Personalpolitik. „Reden, reden – es wird vielleicht zu viel geredet“, konterte Wolf im „kicker“.

"Wir werden diese Woche ganz hart trainieren"

Trainingsintensität. „Zwei freie Tage nach einem 0:1 zu Hause gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf wie Freiburg hätte es bei einem Trainer Felix Magath nicht gegeben“, monierte ein FCN-Aufsichtsrat, der schon lange dabei ist. Angesichts des Zustandes der Mannschaft könnten ein paar Extra-Einheiten (Taktik, Standards, Laufwege) nicht schaden. Dennis Diekmeier: „Wir werden diese Woche ganz hart trainieren.“

"Wir haben nichts versprochen, was wir nicht halten können"

Oenning gibt zu, dass ihn die Vorstellung in Dortmund „schon ärgert und ich will auch nicht schönreden, aber wir dürfen den Blick für das Wesentliche nicht verlieren.“ Denn: „Wir haben nichts versprochen, was wir nicht halten können. Uns fehlt nur ein Punkt zum Saisonziel Platz 15.“ Tatsächlich der einzige Grund, der ein Fünkchen Hoffnung birgt. Mit Köln, Bochum, Stuttgart und Hertha BSC haben noch vier Klubs eine ähnlich bescheidene bis desaströse Saison gespielt wie der 1. FCN. Nur der Club und Köln haben den Trainer bislang nicht gewechselt. In Berlin (Funkel für Favre) und Bochum (Herrlich für Heinemann, Heinemann für Koller) hat’s nicht wirklich was gebracht. In Stuttgart wird man sehen, ob Christian Gross (für Markus Babbel) seine Startelf mit zehn aktuellen Nationalspielern aus dem Keller hievt.

„Der Weg mit Oenning ist alternativlos“, sagt Club-Manager Martin Bader dazu nur. Bloß wohin führt der Weg? Wie gesagt – es ist Advent. Höchste Zeit, sich zu besinnen. ERG/KK

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