Fall Ursula Herrmann: Noch Zweifel?

Hat Werner M. (59) die zehnjährige Ursula Herrmann auf dem Gewissen? In dem Indizienprozess fällt am Donnerstag das Urteil
von  Abendzeitung
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Hat Werner M. (59) die zehnjährige Ursula Herrmann auf dem Gewissen? In dem Indizienprozess fällt am Donnerstag das Urteil

AUGSBURG Im Zweifel für den Angeklagten - an diesem Rechtsgrundsatz muss sich heute das Augsburger Schwurgericht unter dem Vorsitz von Wolfgang Rothermel messen lassen. Sind in dem über dreizehn Monate währenden Prozess alle vernünftigen Zweifel an der Täterschaft von Werner M. im Entführungsfall Ursula Herrmann ausgeräumt worden? Die Familie des Opfers ist da unsicher und die AZ erreichen weiter Zuschriften und Anrufe aus Eching und Umgebung, die in letzter Sekunde andere Verdächtige in den Fokus rücken wollen.

Ursula Herrmann war am 15. September 1981 in einem Waldstück bei Eching am Ammersee von ihrem Rad gerissen und in eine Holzkiste im Wald gesteckt worden. Das Mädchen erstickte nach wenigen Stunden. Die Entführer forderten zwei Millionen Mark von den Eltern.

Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen, die Plädoyers gehalten. Die Staatsanwaltschaft ist der festen Überzeugung, dass die „Gesamtschau“ der angeführten Indizien ausreichen, Werner M. (59) wegen Entführung mit Todesfolge schuldig zu sprechen.

Zuallererst stützt sich Oberstaatsanwältin Brigitta Baur auf das LKA-Gutachten der Phonetik-Expertin Dagmar Boss. Die ist nach vielen Tests zu dem Schluss gekommen, dass das Tonbandgerät, das bei dem Angeklagten 2007 gefunden wurde, „wahrscheinlich“ dasjenige ist, mit dem 1981 die Erpresseranrufe produziert wurden.

Ein Anrufer aber glaubt, dass sein verstorbener Ex-Chef der Täter sein könne. Ein anderer Zweifler nennt zwei Kriminelle, die das Mädchen schlicht verwechselt hätten.

Michael Herrmann, der Bruder von Ursula, hat während des Prozesses ebenfalls immer wieder seine Zweifel am Indiziengebäude der Staatsanwaltschaft geäußert. Er hatte den Ex-Polizisten Harald W. im Verdacht, gegen den ebenfalls zeitweilig ermittelt wurde.

Auch am Tag der Plädoyers ließ es die Familie aus Unsicherheit offen, wer nach ihrer Überzeugung Ursula auf dem Gewissen hat. Auf einen Antrag auf Verurteilung von Werner M. verzichtete die Nebenklage ganz. John Schneider

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