Fall Peggy: "Ich habe das Mordopfer in München gesehen"

Verkäuferin ist sich sicher: „Es war das vermisste Mädchen.“ Doch die Soko interessierte sich nicht dafür.
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Vor fast zehn Jahren verschwand Peggy  in dem kleinen oberfränkischen Ort Lichtenberg.
dpa 2 Vor fast zehn Jahren verschwand Peggy in dem kleinen oberfränkischen Ort Lichtenberg.
Wurde als Mörder verurteilt: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. (32) soll das Mädchen getötet haben.
Karin Heindl 2 Wurde als Mörder verurteilt: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. (32) soll das Mädchen getötet haben.

Verkäuferin ist sich sicher: „Es war das vermisste Mädchen.“ Doch die Soko interessierte sich nicht dafür.

LICHTENBERG/MÜNCHEN Wie schlampig hat die Polizei im Mordfall Peggy gearbeitet? Diese Frage erhält fast zehn Jahre nach dem spurlosen Verschwinden des Mädchens (9) aus Lichtenberg (Oberfranken) von Tag zu Tag mehr Gewicht. Jetzt kommt heraus, dass wichtige Zeugen von der Polizei offenbar gar nicht vernommen wurden. „Es ist fast nicht zu glauben, wie fehlerhaft ermittelt wurde“, sagt der Frankfurter Anwalt Micheal Euler.

Anna K. (65, Name geändert) aus einem Münchner Vorort wird bei seinem Vorhaben eine wichtige Rolle spielen. Die inzwischen in Rente lebende Frau ist sich ganz sicher, dass die kleine Peggy in Begleitung eines etwa 35 Jahre alten Mannes in ihrem Stoffladen stand – zu einem Zeitpunkt, an dem das Mädchen laut Polizei und Justiz längst tot gewesen sein müsste.

Anwalt Euler, der sich monatelang durch den Ermittlungsakten-Berg gearbeitet hat, ist sogar noch auf ähnliche Vorgänge gestoßen. „Wie im einzelnen mit Zeugen umgegangen wurde, ist nicht nachvollziehbar. Die Polizei hat praktisch nur Aussagen gelten lassen, die in ihr Konzept gepasst haben. Und das Konzept war, Ulvi als Mörder zu überführen.“

Der Anwalt betreibt ein Wiederaufnahmeverfahren

Ulvi K. (32), ein geistig behinderter Gastwirtssohn, war 2004 vom Landgericht Hof in einem fragwürdigen Indizienprozess wegen Mordes an Peggy verurteilt worden, obwohl deren Leiche nie gefunden wurde. Euler hält den rechtskräftig verurteilten Behinderten für unschuldig und betreibt ein Wiederaufnahmeverfahren.

Anna K. lässt sich durch nichts davon abbringen, dass es Peggy war, die sie gesehen hat. Die Begegnung hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Einer AZ-Mitarbeiterin schilderte sie minutiös ihre Erlebnis von damals. Es war der Samstag nach dem Verschwinden des Mädchens am 7. Mai 2001.

"Ich den Eindruck, dass mir das Mädchen etwas sagen wollte!"

„Es war eine ganz merkwürdige Situation. Ein Mann kam in den Laden und wollte ein bestimmtes Tuch kaufen. Er hielt ein Mädchen ganz fest an der Hand. Ich war völlig perplex. Es war Peggy, deren Fotos im Fernsehen gezeigt wurden. Ich war mir ganz sicher“, erinnert sich Anna K. Die Frau versuchte, die beiden hinzuhalten und mit dem Mädchen ins Gespräch zu kommen. Anna K.: „Der Mann war sehr bemüht, dass mir das Kind nicht antwortet. Dabei hatte ich den Eindruck, dass mir das Mädchen etwas sagen wollte.“

Der Verkäuferin fiel außerdem auf, dass der Begleiter des Mädchens sehr unruhig und nervös war – und ständig zur Tür blickte. Schließlich zog er die Kleine weg und eilte aus dem Laden, ohne noch etwas zu sagen. Anna K.: „Es ging so schnell, dass ich mir die Autonummer nicht merken konnte. Es war aber kein Kennzeichen aus meiner Gegend.“

Anna K., der die Begegnung keine Ruhe ließ, ging zur Münchner Polizei und gab ihre Aussage zu Protokoll. Danach hörte sie nie wieder etwas: „Ich wurde nie als Zeuge vernommen.“ Karin Heindl

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