Falken bevölkern Nürnberger Kirchtürme
Ob in Nistkästen oder gotischen Fenstern: Drei Gotteshäuser beherbergen die kleinen Greifvögel - bald auch St. Martin in der Nordstadt.
NÜRNBERG Unten beten und singen seine Schäflein – oben tirilieren schon bald die Vöglein. Genauer: die Turmfalken. Die würde Pfarrer Richard Staudigel gern im Turm seiner Kirche St. Martin beherbergen. Und, mit Gottes Hilfe, brüten schon bald zwei Paare der kleinen Greifvögel neben den drei mächtigen Glocken über der Grolandstraße: Die „Nature Rangers“ – eine Nürnberger Jugendgruppe vom Bund Naturschutz (BN) – hat in aufwändiger Handarbeit zwei Nistkästen gezimmert und am Freitagvormittag im Kirchturm angebracht.
Der Turmfalke war nie vom Aussterben bedroht, wurde aber in den letzten Jahrzehnten immer seltener im Stadtgebiet: „Die Schutzgitter gegen Tauben verhindern, dass er Nistplätze findet“, erklärt Diplom-Biologe Wolfgang Dötsch, Nürnberger BN-Geschäftsführer. Wenigstens für den Martinsturm haben seine 15 „Nature Rangers“, Kids zwischen 13 und 16, Abhilfe geschaffen.
„Turmfalken sind hart im Nehmen“
Im Sebalder Nordturm wäre das gar nicht nötig gewesen. Der birgt seit über einem Monat ein süßes Geheimnis: „Ti, ti, ti“, fiepst es da auf 32 Metern Höhe aus einem gotischen Fenster heraus. Drei hungrige Turmfalkenbabys schreien nach ihren Eltern. Die haben sich dort häuslich eingerichtet, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Mittlerweile unternehmen die kleinen Racker sogar schon erste Flugversuche – und lassen sich von den Sanierungsmaßnahmen an St. Sebald ebensowenig stören wie die zuküftigen Bewohner von St. Martin durch das Glockengeläut: „Turmfalken sind hart im Nehmen“, weiß Biologe Dötsch.
„Der Vogel hat sich längst an den Menschen gewöhnt“, ergänzt Melanie Bachhuber vom Landesverband für Vogelschutz (LBV) – schon sein Name weist den Turmfalken ja als Freund menschlicher Bauten aus. Auch der LBV unterstützt obdachlose Nürnberger Falken – insgesamt gibt’s derzeit etwa zehn Brutpaare – mit Nistkästen in der Jakobs- und in der Christuskirche.
Bleibt zu hoffen, dass auch St. Martin ein neues Falkenheim wird. Denn auch Tauben könnten die Brustkästen interessant finden. Und die möchte – bei aller Liebe zu Gottes Geschöpfen – nicht mal Pfarrer Staudigel.
StW/kk
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