Fahrer klaute Mini-Loks – für 420000 Euro

Michael S. (48) wollt Ware über Ebay verkaufen, hauptsächlich Zubehör von Märklin- und Trix-Modelleisenbahnen. Wegen Unterschlagung stand er gestern vor dem Nürnberger Landgericht. – und wurde erwischt. Er verkaufte grad mal Diebesgut für 20000 Euro, ehe er aufflog. Damit konnte er nicht mal seine Schulden von 40000 Euro zahlen.

NÜRNBERG Irgendwie lief alles schief, was dieser Mann anpackte: Als Wirt hinterließ er nur Schulden – und als Speditions-Fahrer wollte er mit Diebstählen seinen Lohn aufbessern. Ware für über 420000 Euro zweigte Michael S. (48) ab, hauptsächlich Zubehör von Märklin- und Trix-Modelleisenbahnen. Wegen Unterschlagung stand er gestern vor dem Nürnberger Landgericht.

Aber der große Reibach beim Verkauf über Ebay blieb aus. Michael S. wusste ja nicht, was Sammler wollen und hatte deshalb neben Mini-Loks meist falschen Sachen mitgehen lassen wie Märklin-Transformer oder Geräuschelektronik. Er verkaufte grad mal Diebesgut für 20000 Euro, ehe er aufflog. Damit konnte er nicht mal seine Schulden von 40000 Euro zahlen.

„Das Spielzeug lag doch großteils in den Schrottcontainern der Firma“, behauptete der Angeklagte. Und empörte sich noch, dass man „sowas Teures wegwirft.“ Doch so war es nicht. Nachdem Märklin die Nürnberger Firma Trix gekauft hatte, wurde wöchentlich Ware von Franken nach Scharrenhausen transportiert. Bei rund 50 Fahrten in über zwei Jahren entwendete der Lkw-Fahrer kistenweise Frachtgut, bunkerte es am Dachboden. Erst nach über einem Jahr merkte man bei Märklin anhand der Computer-Lagerlisten den beträchtlichen Schwund. Noch ein Jahr dauerte es bis zur Anzeige. Der Fahrer hatte auch auf anderen Touren Sachen mitgehen lassen, wie Bücher (8000 Euro oder Elektrogeräte (2000 Euro, darunter 44 Bügeleisen, 39 Wasserkocher).

Weil die meisten gestohlenen Sachen (insgesamt 391000 Euro) sichergestellt werden konnte, so der Vorsitzende Richter Bernhard Wankel, kam der Lkw-Fahrer (inzwischen arbeitet er als Renovierungsspezialist) mit zwei Jahren neun Monaten Haft davon. Bedenklich war, dass der Täter schon elfmal vorbestraft ist – vom mehrfachen Verstoß gegen das strenge Hackfleisch-Frischhalte-Gesetz als Wirt über Steuerhinterziehung bis zu Betrug und Trunkenheitsfahrten.

cis