Fähre im Chiemsee gesunken: "Manipulation denkbar"

Erst kam die Entdeckung, dann erst die Vermisstenmeldung: Die Fähre Kampenwand verschwand im Dezember 2009 und wurde Ostern von der Polizei auf dem Grund des Chiemsees entdeckt.
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PRIEN - Erst kam die Entdeckung, dann erst die Vermisstenmeldung: Die Fähre Kampenwand verschwand im Dezember 2009 und wurde Ostern von der Polizei auf dem Grund des Chiemsees entdeckt.

Das bayerische Meer war ihre Heimat. Über 30 Jahre durchpflügte die Fähre „Kampenwand“ die Fluten des Chiemsees, zwischen Gstadt und der Fraueninsel, beladen mit Lasten und Fahrzeugen. Doch von einem Tag auf den nächsten war das Schiff (Baujahr 1968) wie vom Klabautermann verschluckt. Das war Anfang Dezember 2009.

Nun ist die Fähre wieder aufgetaucht - wenn auch nicht im wörtlichen Sinne. Erst jetzt wurde bekannt, dass die Kampenwand vor Ostern bei einer Routinefahrt der Wasserschutzpolizei auf dem Grund des Sees entdeckt wurde. Nicht nur die Polizei fragt sich nun: Wie ist der Kahn abgesoffen – und warum? Am Karfreitag war Roland Kempf von der Wasserschutzpolizei in Prien mit Münchner Experten zum Wrack hinabgetaucht. Er hält sich zum Stand der Ermittlungen bedeckt – nur so viel: Offensichtliche Schäden, einen Schatz oder eine Leiche habe man nicht entdeckt.

Hat der Eigentümer den rostigen Kahn selbst versenkt– also kostengünstig entsorgt? „Auch eine Manipulation ist denkbar“, sagt Polizist Kempf. Jahrzehnte war das Schiff im Besitz der Gemeinde, 2002 kaufte es ein Privatmann. Der veräußerte es an eine Baufirma aus der Region. Die schipperte Fahrzeuge über den See. Im Oktober sollte die Kampenwand in einem Privathafen überwintern – galt ab Anfang Dezember aber als verschwunden. Als die Polizei die Fähre an Ostern orten konnte, meldete – wie zufällig – die Baufirma als Eigentümerin ihr Schiff plötzlich als vermisst.

Schatzsucher unerwünscht

Nun dürfte das Wrack bei Schatzsuchern Begehrlichkeiten wecken. „Wir wollen keine Souvenirjäger“, erklärt die Polizei und macht deshalb nur vage Angaben zum Fundort, der im Westteil des Sees liegen soll. Der Versuch gieriger Taucher, das Wrack „auszuschlachten“ könnte nämlich zu einer großen Gefahr werden, denn Diesel und Motorenöl befindet sich noch immer in dem Schiff – wurde das auslaufen droht dem ökologisch sensiblen See eine Katastrophe.

In dieser Woche muss der Eigentümer den Behörden erklären, wie er sein Schiff zu bergen gedenkt. Die Aktion dürfte bis zu bis 40000 Euro kosten. 2008 wurde bereits ein vermisstes Flugzeug aus dem Chiemsee geholt. Innerhalb der kommenden 14 Tage soll die Kampenwand geborgen werden – das wird dann wohl ihre allerletzte Reise im bayerischen Meer.

Reinhard Keck

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