Fähnchen im Trend-Wind

NÜRNBERG/ERLANGEN - Erlangen: Jubel um die Multi-Kulti-Truppe Culcha Candela – im April auch in Nürnberg

Das Willkommen in der zweistündigen schönen neuen Welt von Culcha Candela hört sich so an: „Ey Du geile Sau.“ Und die Code-Wörter lesen sich ähnlich, nämlich ganz anders als im Duden: „Hamma, Somma, Monsta“. Und wer hat gesagt, dass sich „Solarenergie“ nicht prima auf „Euphorie“ reimt, dass „La-la-la-la“ Refrains genauso langweilig sind wie die permanent eingesetzte Feuerwehr-Sirene? Oder dass es ungewollt komisch ist, wenn die Berliner Gruppe erst in triefigstem Bürgerbewegungs-Pathos „Unity“ fordert, um dann das Publikum in rechts und links zu teilen („Welche Hälfte schreit lauter?“). Dazu bollert aus dem DJ-Pult der permanent pumpende Föhn-Bass, der schon mal die teils gerappten, teils gesungene Zeilen der fünf Vokalakrobaten verschluckt.

Macht aber alles nix, im ausverkauften E-Werk. Die anwesende Jugend, inklusive aufsichtshabender Eltern, kann die Texte zu Stücken wie „Ey DJ“ sowieso auswendig und feiert, als ob es morgen keine Schule gäbe. Die „Next Generation“ hat ihre Helden auf Zeit gefunden.

Der Erfolg der Sieben – auf Tour um einen MC auf ein Sextett geschrumpft – gründet dabei auf dem Wörtchen „Trend“. Woher auch immer der Pop-Wind weht, Culcha Candela drehen ihr Fähnchen immer optimal. Erst war es der Ragga-Dancehall-HipHop-Mix von Seeed oder Gentleman, den man übernahm, aktuell sind es die US-amerikanischen Disco-Beats aus dem Black Eyed Peas oder Sean Paul-Universum, inklusive nervenzerfetzenden Auto-Tune-Effekten wie in dem Chart-Hit „Monsta“.

Dazu addiert die Multi-Kulti-Truppe noch boygroupartige Tanzbewegungen und klischeebeladene Animationsspielchen wie das Handtuch-über-den-Köpfen-wirbeln – fertig ist das Erfolgsrezept. Der Löwensaal am 5. April ist auch schon ausverkauft. Schöna wirds nimma.mm