Experten rätseln über den Eisblock, der vom Himmel fiel

Das 20-Kilo-Trumm schlug in einem Garten auf. Niemand weiß, woher es stammt. Jetzt lagert ein Stück in einer Tiefkühltruhe
HETTSTADT Ein dicker Eisklumpen ist in Hettstadt bei Würzburg vom Himmel gestürzt – und niemand weiß, woher der Brocken kam. Der Augsburger Astronom Dieter Heinlein, der ein Netz von Meteoriten-Kameras des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt betreut, schließt einen Meteoriten aus: „Es gibt keine Eis-Meteorite!“ Rebekka Krampitz vom Wetterdienst Meteomedia ergänzt: „Es gibt keine rein meteorologische Erklärung dafür.“ Vielleicht stammt der 20 Kilo schwere, bläuliche Brocken, der am Dienstag in einem Hettstädter Vorgarten eine Steinplatte zerschlagen hatte, von einem Flugzeug. Beweise dafür fehlen jedoch.
Wie Cornelia Cramer vom Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig erklärte, fallen immer mal wieder Eisbrocken vom Himmel. Das Eis kommt oft von Flugzeugen. Hettstadt liegt etwa in der Mitte zwischen den Flughäfen Nürnberg und Frankfurt/Main. .
„Die Toiletten und davon getrennt die Brauchwassersammler in Flugzeugen bilden geschlossene Systeme, deren Flüssigkeit desinfiziert wird“, erläuterte Cramer. Das Wasser werde am Boden entsorgt. Denkbar sei, dass ein Anschlussventil nicht dicht oder schlecht verschlossen war. So könnten Tropfen austreten und gefrieren – ein Eisklumpen bildet sich.
Nach Worten eines Sprechers der Deutschen Flugsicherung in Langen bei Frankfurt überqueren Flugzeuge die Region Würzburg in etwa drei Kilometern Höhe, wenn sie in Nürnberg oder Frankfurt landen wollen. „Ob das Eis von einem anfliegenden Flugzeug kommt, kann ich leider nicht sagen. Das werden wir wohl auch nie rauskriegen.“
Die Polizei hatte am Dienstag sogar einen Meteoriten nicht ausgeschlossen. „Die Ursache ist hier in unserer Atmosphäre zu suchen und nicht im Weltraum“, sagte Astronom Heinlein dazu. „Es gibt Meteorite aus Eisen, Meteorite aus Stein, und es gibt auch sogenannte kometare Materie, also Materie, die von Kometen stammt.“ Diese bestehe aus Staub und Eis. „Aber dieses Material wird in der Erd-Atmosphäre komplett aufgerieben“, erklärte der Physiker.
Eine Frau aus der kleinen Gemeinde Hettstadt westlich von Würzburg hatte am Dienstag ein lautes Pfeifen gehört und in etwa 50 Metern Entfernung den aufschlagenden Eisklumpen beobachtet. Der Brocken zersplitterte. Weil niemand von dem etwa 20 Kilo schweren Klumpen getroffen wurde, hatte die Polizei die Eisstücke nicht mitgenommen. Der Gartenbesitzer aber packte einige davon in seine Tiefkühltruhe. Wahrscheinlich bleibt die Herkunft des Klumpens ungeklärt, es sei denn, der Mann lässt die Einzelstücke untersuchen.
Angelika Röpcke