Experte warnt: Im Winter kommt die Schweine-Grippe

Dr. Nikolaus Frühwein sieht das H1N1-Virus noch auf uns zurollen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Mediziner allerdings gegen Schulschließungen und Massen-Impfungen.
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Nikolaus Frühwein, Facharzt für Reisemedizin, ist Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Impf- und Tropen-Medizin.
Martha Schlüter Nikolaus Frühwein, Facharzt für Reisemedizin, ist Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Impf- und Tropen-Medizin.

Dr. Nikolaus Frühwein sieht das H1N1-Virus noch auf uns zurollen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Mediziner allerdings gegen Schulschließungen und Massen-Impfungen.

NÜRNBERG Drei Schulen in Bayern blieben letzte Woche geschlossen, weil bei Schülern eine Erkrankung mit der so genannten Schweinegrippe festgestellt wurde. Auch das Nürnberger Gesundheitsamt wurde durch zwei Grippe-Fälle an Nürnberger Schulen alarmiert, konnte aber Entwarnung geben. In allen Fällen der erkrankten Schüler ist der Verlauf der H1N1-Erkrankung mild. Aber wird’s dabei bleiben? Grippeexperte Dr. Nikolaus Frühwein beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

AZ: Herr Frühwein, viele Schüler müssen wegen der Schweinegrippe zuhause bleiben...

NIKOLAUS FRÜHWEIN: Die neue Grippe ist sehr ansteckend, und so kann die Verbreitung des Erregers sicher eingedämmt werden. Aber dass gleich Schulen geschlossen werden, finde ich nicht so gut. Ich denke, man muss angemessen auf die Einzelerkrankungen reagieren und die Betroffenen gut aufklären.

Trotz der hohen Ansteckungsgefahr verläuft die Grippe in den hiesigen Fällen aber mild.

Ja, und weniger lang als saisonale Grippen. Weil viele gar nichts von der Erkrankung merken, ist die Dunkelziffer sehr hoch. Die Menschen, die weltweit an der Grippe starben, scheinen alle eine Vorerkrankung gehabt zu haben.

Ende Juli kommt der Impfstoff

Ist die Grippe also gar nicht so gefährlich?

Im Moment geht in Deutschland von ihr sicher weniger Gefahr aus als von saisonalen Grippen, die von Dezember bis April auftreten. Dann sterben hierzulande 5000 bis 10.000 Menschen mehr als in den restlichen Monaten. Trotzdem darf man H1N1 nicht unterschätzen. In den Wintermonaten wird das Virus noch über uns hinwegfegen.

Würde es dann noch nützen, Schulen vorsorglich zu schließen?

Nein. Wenn es mehr wird, kann man sich überall anstecken. Auch in der Straßenbahn oder im Kino.

Wann wird es den Impfstoff geben?

Er wird schon produziert, muss aber noch die Zulassungsprozedur durchlaufen. Ende Juli wird die erste Firma den Impfstoff zur Verfügung stellen.

Sollte man dann zu einer allgemeinen Impfung aufrufen?

Nein. Wegen des milden Verlaufs ist das nur chronisch Kranken zu empfehlen.

Im Moment können die Grippemittel Tamiflu und Relenza den Verlauf der Erkrankung abschwächen. Doch das Virus könnte schon morgen dagegen resistent sein!

Ja. Und es könnte noch schlimmer kommen. Wenn es gefährlich mutiert, könnte auch der gerade entwickelte Impfstoff nicht mehr wirken.

Hände waschen hilft

Die Fälle an den bayerischen Schulen zeigen: Es erkranken überwiegend Jüngere an Schweinegrippe. Warum?

Ältere Leute haben im Lauf des Lebens schon mehrfach Grippen durchgemacht und Antikörper entwickelt. Die scheinen gegen das Virus zu helfen. Trotzdem kann jeder etwas tun: sich die Hände waschen.

Interview: V. Duregger

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