Ex-Personalchef überwies 70.000 Euro aufs eigene Konto!
Der ehemalige Manager bezahlte sich Gehälter von „Geister-Mitarbeitern“. Er wurde bislang nicht angezeigt
NÜRNBERG Finanz-Skandal bei der Nürnberger Lebenshilfe! Der ehemalige Leiter der Personalabteilung des Behinderten-Hilfsvereins hat sich nach AZ-Informationen durch gefälschte Gehaltsabrechnungen rund 70.000 Euro aufs eigene Konto überwiesen. Als die Verantwortlichen, unter anderem der Vorstandsvorsitzende und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Schmidbauer, vom Betrug am Verein für Behinderte erfuhren, zeigten sie den Mann nicht etwa an. Sie gewährten ihm ein Darlehen über die Summe!
So ging der Täter vor: Er hat Mitglieder, die bei der Lebenshilfe ausgeschieden waren, auf dem Papier wieder angemeldet. Als Personalchef konnte er das ohne Kontrolle tun. Deren „Lohn“ ließ er sich aufs eigene Konto auszahlen. So kamen rund 70.000 Euro zusammen.
Der Täter arbeitete nicht mehr bei der Lebenshilfe, als die Unregelmäßigkeiten auffielen
Ende 2008 bemerkte eine Mitarbeiterin die Unregelmäßigkeiten. Rund 20.000 Euro sollen über einen Lohnrückzug gesichert worden sein, womit 50.000 Euro offen wären. Der Täter arbeitet nicht mehr bei der Lebenshilfe.
Lebenshilfe-Geschäftsführer André Deraëd, der am Donnerstag nicht erreichbar war, war informiert. Wie auch Horst Schmidbauer (69). Doch angezeigt wurde der Mann nicht, der die Arbeit der Lebenshilfe, die Spender, den finanzierenden Bezirk Mittelfranken und letztlich die Behinderten selbst so massiv schädigte.
Hauptgeldgeber Bezirk Mittelfranken will der Sache nun nachgehen
Schmidbauer bestätigte am Donnerstag: „Ich kenne den Vorgang.“ Er behauptet aber, die Größenordnung nicht zu kennen. Dass der Mann nicht angezeigt wurde, habe verschiedene Gründe. „Unser Anwalt empfahl, ihm eine Chance zu geben.“ Die sah so aus, dass dem Mann ein zinsloses Darlehen über die Summe eingeräumt wurde und er sie zurückzahlt. Nur: Seit damals hat er nur vereinzelt dreistellige Beträge bezahlt. Schmidbauer scheint damit zufrieden: „Wir haben so einen Weg gefunden, wo wir ihm nicht den Hahn zudrehen und trotzdem sicherstellen, unser Geld zu bekommen.“
Nach dem momentanen Stand der Dinge wurde der Bezirk Mittelfranken, der Hauptgeldgeber der Lebenshilfe, nicht informiert. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU): „Ich höre das zum ersten Mal. Wenn Bezirksgelder veruntreut wurden, hätten wir benachrichtigt werden müssen. Wir werden der Sache nachgehen.“ Susanne Will
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