Ex-Mandant von Verteidigerin sorgt für Furore: Unschuldig verurteilter "Badewannen-Mörder" Manfred Genditzki beim Hanna-Prozess

Eigentlich sollte es um das Opfer Hanna und den Angeklagten Sebastian T. gehen. Im Eiskeller-Mordprozess steht aber am Donnerstag ein völlig Unbeteiligter im Fokus. Nicht jedem gefällt das.
von  Heidi Geyer
Manfred Genditzki und seine frühere Anwältin Regina Rick (r.). Sie verteidigt nun auch Sebastian T. im Mordprozess um Hanna.
Manfred Genditzki und seine frühere Anwältin Regina Rick (r.). Sie verteidigt nun auch Sebastian T. im Mordprozess um Hanna. © Foto: Geyer

Traunstein/Aschau - Dass mit Wahlverteidigerin Regina Rick ein neuer Ton in den Mordprozess um Hanna aus Aschau ans Landgericht Traunstein gekommen ist, stellen Zuschauer schon länger fest. Nun sorgte ein ehemaliger Mandant der Münchner Anwältin für Furore: Der angebliche "Badewannen-Mörder" Manfred Genditzki tauchte als Gast in Traunstein auf. Er betrat den Gerichtssaal mit etwas Verspätung, das Blitzlichtgewitter blieb zunächst aus.

Im Gespräch mit der AZ sagte Genditzki, er habe gelesen, dass es den Verhandlungstermin gebe, auch dass seine ehemalige Verteidigerin Regina Rick dabei sei. Sie hatte ihn in einem Wiederaufnahmeverfahren vertreten. Genditzki gewann, nachdem er 13 Jahre unschuldig in Haft gesessen hatte. "Heute habe ich frei, und dann interessiert's mich halt!", sagte Genditzki.

Parallelen von seinem Fall zu dem des Angeklagten sehe er nicht, dazu wisse er zu wenig. "Ich will mir kein Urteil darüber erlauben", sagte er der AZ. Interessant finde er aber schon, dass es angeblich wieder die gleichen Ermittlungsbehörden seien wie in seinem Fall.

Manfred Genditzki beim Hanna-Prozess: Auf dem Weg zu RTL-Show

Zwar waren Genditzki und Rick am Donnerstag noch gemeinsam auf dem Weg nach Düsseldorf, weil sie bei RTL in die Sendung "2023! Menschen, Bilder, Emotionen" eingeladen sind. Doch viele Teilnehmer des Traunsteiner Gerichtsprozesses sind sichtlich genervt davon, dass Rick den Eindruck erweckt, sie würde nur auf Show-Effekte setzen. Dass nun auch Genditzki kam, passt ins Bild - zumal Rick dessen Besuch vorab äußerst medienwirksam an ein großes deutsches Boulevard-Blatt durchgestochen hatte.

Inhaltlich ging der Prozess gegen Sebastian T. (22), der die 23-jährige Hanna auf dem Heimweg aus sexuellen Motiven ermordet haben soll, ebenfalls weiter.

Mordprozess um Hanna: Welche der beiden Schwestern lügt? 

Lea R. (18), die Schwester der Hauptbelastungszeugin, sagte aus. Sie gab an, dass T. ihr, ihrer Schwester und einem weiteren Freund am späten Nachmittag des 3. Oktober 2022 beim Tischtennisspielen am Chiemsee von dem Mord berichtet hatte - zu einem Zeitpunkt, wo es eigentlich nur der Täter hätte wissen können.

Lea widerspricht in diesem Punkt ihrer Schwester, die das zwar auch gehört haben will, allerdings auf dem Eiskeller-Parkplatz in Aschau. Verena R. (21) hat erst am Dienstag die Aussage verweigert, um sich nicht selbst zu belasten. Zwar kann sich auch Lea an vieles nicht mehr erinnern, lässt sich aber nicht wie ihre große Schwester von der Situation verunsichern.

Verteidigung nimmt Zeugin hart ran

Auch als Pflichtverteidiger Markus Frank sowie Rick die Zeugin hart angehen. So sehr, dass die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler sie mehrfach zur Räson ruft: "Falsche Vorhalte zu machen, das geht nicht!" Staatsanwalt Wolfgang Fiedler und auch Walter Holderle, Anwalt von Hannas Eltern, die als Nebenkläger auftreten, echauffieren sich.

Hannas Mutter, die erstmals seit vielen Prozesstagen gemeinsam mit ihrem Mann wieder vor Ort ist, ist anzusehen, wie schmerzhaft diese Schlagabtausche unter den Juristen für sie sind. Auf Klarheit, was ihrer Tochter zugestoßen ist, müssen die Eltern weiter warten. Ob der Prozess diese bringen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Verena will sich "verplappert" haben

Die Verteidigung sieht T. immer mehr entlastet. Doch in einer WhatsApp-Nachricht berichtet Verena R. davon, sich beim Datum "verplappert" zu haben. Den 3. statt den 5. Oktober habe sie als Zeitpunkt des Geständnisses genannt. "Aus Versehen etwas, was geheim bleiben sollte, aussprechen" - so beschreibt der Duden das Wort "verplappern". Das würde darauf hindeuten, dass das Geständnis sehr wohl am 3. Oktober erfolgt ist.

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