EU-Irrsinn: Plastik-Ente macht den Müll teurer

Bürokraten aus Brüssel fordern eine zusätzliche Tonne für Kunststoff-Abfälle. Höhrere Gebühren drohen.
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Bisher landete der Plastik-Abfall in der Müllverbrennung.
News5 Bisher landete der Plastik-Abfall in der Müllverbrennung.

Bürokraten aus Brüssel fordern eine zusätzliche Tonne für Kunststoff-Abfälle. Höhrere Gebühren drohen.

NÜRNBERG Die Quietsche-Ente ist schuld, wenn demnächst in Nürnberg die Müllgebühren steigen werden. Und wenn alle Nürnberger bald zusätzlich zum gelben Sack und der

schwarzen (Restmüll), grünen (Bioabfall) und blauen (Altpapier) eine vierte Mülltonne bekommen. Denn die Europäische Union hat das Abfallrecht geändert. Und dieser Bürokraten-Irrsinn kann die Stadt und damit auch die Gebührenzahler teuer zu stehen kommen...

Bisher kommen die Plastikabfälle in den Gelben Sack – wenn es Verpackungsmüll mit dem Grünen Punkt ist. Der Rest landet in der schwarzen Tonne und wird verbrannt. Doch das entspricht nicht der neuen EU-Abfallrichtlinie, die bis Ende 2011 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Die EU will nämlich erreichen, dass mehr Müll wieder verwertet wird. In erster Linie für neue Produkte. Wenn das nicht klappt, dann soll der Müll verbrannt und damit Fernwärme und Strom erzeugt werden. Und deshalb soll es eine Tonne für den „guten“ Plastikmüll (Recycling) und einen für den „schlechten“ Plastikmüll (Verbrennung) geben.

Und hier kommt die Quietschte-Ente ins Spiel: Denn sie müsste dann in der Tonne für den „schlechten“ Müll landen. Die Ente enthält so viele Weichmacher, dass sie fürs Recycling unbrauchbar ist. Heißt: verbrennen! Aus dem verwertbaren Plastik, etwa dem Verpackungsbeutel der Ente mit dem Grünen Punkt, werden immerhin noch Parkbänke, Blumenkübel, Sport-Funktionshemden oder Stoßstangen für Autos.

Bisher landen die Quietsche-Enten und der übrige unbrauchbare Plastikabfall in der Restmülltonne. Das alles wird in der Mülloper am Pferdemarkt verbrannt. Doch wenn dieser Müll künftig in der neuen Wertstofftonne landet, kommen auf die Stadt hohe Kosten und Gebührenausfälle zu.

Weil weniger Restmüll anfällt, werden die Nürnberger auf kleinere Mülltonnen umsteigen. Die sind billiger. „Doch für uns bleiben die Kosten für die Müllabfuhr gleich, denn wir müssen ja weiterhin jeden einzelnen Haushalt anfahren“, erläutert Reinhard Arndt vom städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb. „Deshalb werden wir in diesem Fall nicht ohne eine Erhöhung der Müllgebühren auskommen!“

Zum anderen fehlt der Abfall in der städtischen Müllverbrennungsanlage. Schlimmstenfalls müssten hier ein Ofen stillgelegt und Mitarbeiter entlassen werden. Die Nürnberger haben dieses Horror-Szenario noch nicht berechnet. Die Stadt München kommt auf Mehrkosten von 45 Millionen Euro, die dann über höhere Gebühren auf die Bürger umgelegt werden müssen.

Schlimmstenfalls müssen Öfen stillgelegt und Mitarbeiter entlassen werden

Im Hintergrund schwelt zudem noch ein Streit zwischen den kommunalen und den privaten Entsorgern. Die Privaten würden gerne das Geschäft machen – und den „schlechten“ Plastikmüll als Brennstoff an Kraftwerke und Zementfabriken verkaufen. Die Städte blieben in diesem Fall auf den Kosten für die Müllabfuhr sitzen. „Das ist doch alles ökologischer Unsinn“, sagt Arndt. „Da wird der Abfall durchs ganze Land gekarrt. Dabei haben wir vor Ort eine Anlage mit optimalen Filtern, die auch noch Energie erzeugt.“

Schuld am dem Chaos sind – neben der Quietsche-Ente – die Bürokraten im fernen Brüssel, die die Situation in den deutschen Städten nur bedingt nachvollziehen können. „Wir haben in Nürnberg eine Verwertungsquote von 56 Prozent. Da sind wir EU-weit ganz vorne dabei“, sagt Arndt. Er hofft, dass in den weiteren Verhandlungen bis Ende 2011 die vierte Tonne und die Gebührensteigerungen verhindert werden können.

Und mithelfen kann jeder: Sie müssen nur Ihre Quietsche-Ente weiter in der Badewanne schwimmen lassen! Michael Reiner / Willi Bock

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