Ettal-Sonderermittler für Freigabe der Opferberichte

Der Sonderermittler Thomas Pfister hat die Freigabe der Opfer-Berichte über den Missbrauchsskandal im oberbayerischen Kloster Ettal angeregt. Er rechnet damit, dass sich das Erzbistum München und die Benediktinerabtei entsprechend einigen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Illustration
dpa Illustration

ETTAL - Der Sonderermittler Thomas Pfister hat die Freigabe der Opfer-Berichte über den Missbrauchsskandal im oberbayerischen Kloster Ettal angeregt. Er rechnet damit, dass sich das Erzbistum München und die Benediktinerabtei entsprechend einigen.

Die Dokumente sollten zwar nicht unbedingt im Internet veröffentlicht werden, aber frühere Ettaler Schüler sollten die Berichte erhalten können, sagte Pfister am Montagabend im Regensburger Presseclub. Er rechnet damit, dass sich das Erzbistum München und die Benediktinerabtei entsprechend einigen. „Es lässt sich auf Dauer nicht verheimlichen.“

Pfisters Ansicht nach ist die Freigabe auch nötig, um eine Legendenbildung zu verhindern, damit später die sexuellen und körperlichen Misshandlungen nicht verharmlost werden. Falls die Berichte herausgegeben werden, würden neben den Opfer-Namen die Namen der beschuldigten Mönche unkenntlich gemacht. „Auch mit geschwärzten Täter-Namen ist es ein Ordner des Grauens“, meinte er angesichts der von ihm in einem Aktenordner gesammelten Berichte.

Der Münchner Rechtsanwalt wird nach eigenen Angaben von der Abtei unter Druck gesetzt, dass er öffentlich nicht detailliert über die Fälle berichtet. „Von Klosterseite wird nicht gern gesehen, dass ich rede.“ Als Reaktion auf eine Fernsehsendung, in der er anonym aus Opferberichten zitiert habe, sei ihm von einem Anwalt des Klosters ein Brief zugegangen, dass er seine Schweigepflicht verletzt habe. Pfister wies dies zurück, räumte aber ein: „Es ist durchaus eine Gratwanderung, auf der ich mich bewege.“ Mit seinem Auftraggeber, dem Erzbistum, habe er aber nach wie vor ein gutes Verhältnis.

Pfister hat zahlreiche Gräueltaten in der Klosterschule bis 1990 dokumentiert. So mussten Buben lebende Molche oder in einem Fall eine Nacktschnecke essen. Zudem seien Schüler regelmäßig brutal geschlagen worden. Diese Taten seien auch nicht von dem bis 1973 gültigen Züchtigungsrecht gedeckt gewesen. „Es war nie erlaubt, Kindern die Trommelfelle rauszuprügeln“, betonte Pfister. Er sagte, dass das Kloster heute einwandfrei mit den Schülern umgehe. Einzelne jüngere Fälle würden allerdings noch von der Staatsananwaltschaft untersucht.

dpa

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.