Ettal: Pater stellte Fotos halbnackter Schüler ins Internet

ETTAL/MÜNCHEN - Körperliche Züchtigung und sexueller Missbrauch: Dem waren Schüler früher über Jahre im Kloster Ettal ausgesetzt. Jetzt gab Sonerermittler Thomas Pfister außerdem bekannt, dass ein Pater Fotos halbnackter Schüler ins Internet gestellt hat.
Ein Pater der oberbayerischen Benediktiner-Abtei Ettal hat Fotos von halbnackten Klosterschülern auf Homosexuellen- Seiten im Internet veröffentlicht. Das hat der von der Benediktiner- Abtei eingesetzte Sonderermittler Thomas Pfister am Freitag in Ettal mitgeteilt.
Der beschuldigte Pater habe die Fotos der Buben mit freiem Oberkörper bei Bergwanderungen gemacht. Der Pater sei von seinen Aufgaben entbunden worden.
Frühere Mitschüler hatten die Fotos entdeckt
Die zuständige Staatsanwaltschaft habe zur Aufklärung der Vorwürfe am Dienstag mehrere Rechner in dem Kloster sichergestellt. Frühere Schüler hatten im Internet nach Mitschülern gesucht und deren Fotos gefunden.
Gleichzeitig betonte Pfister betonte, dass er sei bei seinen Untersuchungen keinerlei Beschränkungen unterworfen sei. Die katholische Kirche wolle die Missbrauchs- Verdachtsfälle in Schule und Internat Ettal schonungslos aufklären.
Vielzahl von E-Mails ehemaliger Schüler
Es habe sich bei den Vorfällen um Verfehlungen Einzelner gehandelt, die aber durch eine Kultur des Wegschauens und Verschweigens erleichtert worden seien. Man dürfe sich das Kloster aber nicht als Gemeinschaft prügelnder und missbrauchender Klosterbrüder vorstellen. Und vor allem müsse man scharf zwischen dem Kloster von gestern und dem von heute unterscheiden.
Er habe eine Vielzahl von E-Mails von früheren Ettaler Schülern erhalten, sagte Pfister. Und keine einzige sei dabei gewesen, von der man hätte sagen können, dass es sich bei den Inhalten um offenkundigen Unsinn handele. Pfister zitierte aus mehreren Schreiben, in denen frühere Schüler unter anderem über körperliche Züchtigungen berichteten. Die Berichte seien erschütternd. Es handele sich dabei um Vorgänge vornehmlich in weiter zurück liegenden Jahrzehnten, aber zum Teil gehe es auch um Vorfälle in den 1990er Jahren.
Die Benediktinerabtei hatte den Münchner Strafverteidiger Pfister mit der Prüfung der Vorwürfe gegen mehrere Mönche beauftragt. Unabhängig von seinen internen Ermittlungen laufen strafrechtliche Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft.
dpa