Es geht um elf Cent – Stadt und Hoteliers streiten um Werbung
Wirtschaftsreferent Fleck: Die gemeinsame Kampagne droht jetzt zu scheitern.
NÜRNBERG Es geht um elf Cent! So viel müssten die Nürnberger Hoteliers für jede Übernachtung in einen Werbetopf einzahlen. Die Stadt Nürnberg würde sich mit dem gleichen Betrag beteiligen. Doch während die städtischen 250.000 Euro seit einem Jahr bereitliegen, knausern die Hotelbetreiber. „Wenn sie sich nicht bald beteiligen, werden wird das Geld für andere Zwecke der Wirtschaftsförderung verwenden“, zeigt sich Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) verschnupft. Denn schon längst hat Kämmerer Harald Riedel die 500.000 Euro im Visier, um damit Löcher im Haushalt zu stopfen.
„Wir müssen den Schwung von der Fußball-WM und den guten Tourismus-Jahren danach nutzen, um im Hotelgewerbe durchstarten zu können“, so Fleck zur AZ. So soll verstärkt in Wachstumsmärkten wie Arabien und Russland geworben werden. Außerdem sollen Angebote entwickelt werden, wie die Hotels in nachfragearmen Zeiten gefüllt werden können, wenn in Nürnberg keine Kongresse und Messen stattfinden. „Da muss schnell etwas geschehen. Ich denke hier an den Wochenend-Tourismus und vor allem auch an spezielle Angebote für Familien“, sagt Fleck.
Treibt die Abgabe Hoteliers in den Ruin?
Es sei jedoch legitim, wenn sich die Wirtschaft an den Kosten für die geplante Werbekampagne beteiligen müsse. Doch die Signale, die Fleck aus der Nürnberger Hotellerie empfängt, sind bisher andere. „Es gibt einige, die hinter vorgehaltener Hand sagen, dass die Abgabe ihr Ruin wäre.“
Was Fleck nur schwer nachvollziehen kann: „Bei jährlich 2,3 Millionen Übernachtungen in Nürnberg sind das knapp 11 Cent pro Übernachtung oder etwa 18 Euro pro Bett und Jahr.“ Bei der Jahreshauptversammlung des Verkehrsvereins am Mittwochabend warb er noch einmal für seine Werbe-Abgabe.
Vorbild Glasgow
Und stieß nicht mehr nur auf taube Ohren. „Jetzt erkennen viele, dass man in der Krise handeln muss“, sagt Daniela Hüttinger vom Hotel Drei Raben. Sie ist Sprecherin des Nürnberg Hotel- und Gaststättenverbands für den Bereich Hotellerie. „Wir werden das Geld zusammenbringen“, verspricht sie. „In den nächsten drei Jahren haben wir dann jeweils 500.000 Euro zur Verfügung. Das ist eine tolle Chance, da können wir viel machen.“
Demnächst trifft sich ein Kreativkreis, der über das Werbekonzept diskutiert. „Da sind Hotel-Vertreter dabei und Experten aus dem Verkehrsverein, von der Messe und vom Flughafen.“ Die Ziele sind hoch gesteckt. Hüttinger: „Derzeit sind wir in Deutschland mit 2,3 Millionen Übernachtungen auf Platz neun. Wir wollen uns unsere Partnerstadt Glasgow in Schottland zum Vorbild nehmen. Die hat vier Millionen Übernachtungen im Jahr!“
Michael Reiner
- Themen:
- CSU