Erzieherin tötet Kinder: "Glaubte an glückliche Familie"
Mit Plastiktüten erstickt die Erzieherin Catrin F. ihre Kinder Hannes († 6) und Moritz († 4). Dann begeht sie Selbstmord. Der Ort ist erschüttert
Emmering - Am Zaun blühen meterhohe Sonnenblumen, im Gemüsebeet stecken bunte Holzfiguren. Unter dem Gartentisch liegt der Ball, mit dem die beiden Buben immer gespielt haben. Das helle Holzhaus in Emmering bei Fürstenfeldbruck wirkt, als sei die Familie verreist. Doch die Familie wird nicht zurückkommen. Am Freitag ereignete sich hinter den verschlossenen Rollläden eine entsetzliche Familientragödie. Erzieherin Catrin F. (†38) erstickte ihre Söhne Hannes († 6) und Moritz († 4) und beging Selbstmord. Ihr 45-jähriger Ehemann, Vater der Kinder, fand die Leichen, als er spät abends nach Hause kam.
In der Neubausiedlung am Leitenfeld/Schwabenberg, am Ortsrand von Emmering (6300 Einwohner), haben sich junge Familien ihre Träume verwirklicht. Jedes der modernen Einfamilienhäuser hat individuelle Besonderheiten, viele haben Solaranlagen auf dem Dach. Die Rasenflächen sind gepflegt, in den Gärten stehen Riesen-Trampoline, Fußballtore und Plantschbecken. Hier kennt jeder jeden, die Kinder spielen zusammen in den Gärten und auf den Straßen der 30er-Zone.
Auch Catrin und Karl F. verwirklichten hier vor drei Jahren ihren Traum vom eigenen Heim. Im Herbst hätte das Paar seinen achten Hochzeitstag gefeiert. Ihr Grundstück grenzt an ein offenes Feld in Sichtweite zur S-Bahntrasse. Auf der Stirnseite befindet sich ein neu angelegter Spielplatz der Gemeinde. „Eine perfekte, glückliche Familie, dachte ich“, sagt ein Nachbar. „Für sein Traumhaus in Holz hat er viel Anerkennung bekommen, es ist hervorragend gemacht“, sagt ein Stadtrat.
Catrin F. half zeitweise bei den „Tigerenten“ im Kindergarten „Sausebraus“ der Gemeinde als Erzieherin aus. Morgens brachte sie ihre beiden Buben in den katholischen Kindergarten St. Benno. „Sie waren ganz angenehme Leute. Freundlich und kontaktfreudig. Die Buben haben immer höflich gegrüßt“, erinnert sich ein Rentner. Hannes, der Ältere, sollte im September eingeschult werden.
Die Idylle ist am Freitag zerbrochen. Es war gegen 23 Uhr, als Karl F. nach Hause kam. In seinem Haus herrschte Totenstille. Zuerst fand er seine Frau. Sie hatte sich im Erdgeschoss erhängt. Dann entdeckte er seine beiden Söhne: Sie lagen im Kinderzimmer. Die Mutter hatte ihnen Plastiktüten über den Kopf gestülpt. Die Obduktion ergab am Samstag, dass sie erstickt sind. Ob Catrin F. ihre Kinder vorher betäubt hatte, ist nicht klar. Feingewebliche Untersuchungen sollen Gewissheit bringen.
Auch über das Motiv, das Catrin F. dazu brachte, ihre Kinder umzubringen und sich anschließend selbst zu töten, herrscht Unklarheit. Einen Abschiedsbrief hat die Erzieherin nicht hinterlassen, allerdings wurden im Haus zahlreiche Zettel gefunden. Karl F. ist von der Polizei noch nicht ausführlich befragt worden. Nachdem er seine tote Familie gefunden und die Polizei verständigt hatte, wurde er von einem Kriseninterventionsteam betreut. Er ist jetzt bei Verwandten.
Catrin F. hatte sich erst vor Kurzem eine „Auszeit“ genommen, in der sie nicht arbeitete. Der Grund dafür sollen Depressionen gewesen sein. „Sie war deswegen auch in Behandlung“, sagt eine Mutter zur AZ. Im Ort ist auch von einer bevorstehenden Trennung und angeblich auch finanziellen Problemen die Rede. Catrin F. soll Angst gehabt haben, ihr Zuhause zu verlieren. Ein Polizeisprecher konnte das gestern nicht bestätigen.
Der Schock in Emmering sitzt tief: „ Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass so etwas passieren kann“, sagt ein Nachbar. „Auch der Pater hat in seiner Sonntagspredigt darüber gesprochen, wie unbegreiflich das ist. Wir haben für die Familie gebetet.“