Erwin Huber (CSU) zur Landtagswahl 2018: Bin überzeugt, dass wir zulegen
AZ-Interview mit Erwin Huber: Der 72-Jährige ist in Reisbach (Landkreis Dingolfing-Landau) geboren und hat 20 Jahre lang in der ersten CSU-Reihe Politik mitgestaltet. Nun scheidet er aus. (Welche Abgeordneten noch nicht zur Wiederwahl stehen, lesen Sie hier)
AZ: Herr Huber, am Sonntag, 14. Oktober, 18 Uhr: Wo werden Sie sein? Zuhause ganz entspannt vor dem Fernseher?
ERWIN HUBER: Ich werde im Landtag sein, um mit den Kollegen das Wahlergebnis zu analysieren. Ich setze auf einen klaren Regierungsauftrag und bin überzeugt, dass wir im Vergleich zu den Umfragen noch deutlich zulegen.
Zuvor gab es neun Wahlabende, bei denen es auch um Ihre Wiederwahl ging. Ist die Spannung raus?
Wenn ich heuer nicht mehr antrete, dann trete ich ja nicht im Kopf aus der CSU und der Politik aus. Ich werde also den 18-Uhr-Gongschlag mit der gleichen inneren Anspannung und Aufregung erwarten wie die Jahrzehnte zuvor.
Rückblick: die 1960er Jahre in Niederbayern. Ging man da automatisch nur in die CSU?
Ich hatte in der Realschule in Dingolfing einen Lehrer, der sehr viel Wert darauf legte, seine Schüler zu Demokraten zu erziehen. Zudem war ich bei Kolping aktiv, weshalb auch die christliche Weltanschauung mir nah war. Letztlich war es aber Franz Josef Strauß, der mit seinem breiten Wissensspektrum und einem christlich-humanistischen Weltbild eine faszinierende Persönlichkeit war. Als 15-Jähriger habe ich mir bei einer Strauß-Kundgebung in Ruhstorf gleich drei Autogramme geholt – die habe ich übrigens heute noch.
Gab es eine konzertierte Karriereplanung? Kreistag, Bezirksvorsitz, Landtag.
In den 1960er Jahren war die CSU noch eine Honoratiorenpartei. Ohne großbürgerliche Herkunft oder Kapital hatte man eigentlich keine Chance. Mein Aufstieg war nur möglich, weil Strauß die CSU in eine moderne Volkspartei umgebaut hat. Aber natürlich muss ein erfolgreicher Mensch auch ehrgeizig sein. Und das bin ich.
Januar 2007: Die Ablösung von Stoiber durch Beckstein und Sie sehen viele als Putsch.
Es war kein geplanter Putsch. Es hat sich eine völlig unkontrollierbare Kettenreaktion ergeben. Ich bin nach Kreuth in der festen Überzeugung gefahren: Wir stabilisieren Stoiber. Dann gab es eine 20-stündige Diskussion und so viel Druck, dass Beckstein und mir nichts anderes übrig blieb, als zu sagen: Wir sind bereit, wir gehen in die Verantwortung!
Viele hätten nach dem Verlust der absoluten Mehrheit 2008 komplett hingeschmissen. Sie kämpften um den Vorsitz im Wirtschaftsausschuss des Landtags.
Ich habe zwei Tage nach der Wahl die Verantwortung übernommen und bin zurückgetreten. Da geht es nicht um Schuld wie in einem Strafprozess, sondern um eine politische Verantwortung für einen geordneten Neuanfang. Und für diesen Neuanfang wollte ich auch meine Erfahrung einbringen. Man wird ja durch eine Wahlniederlage nicht schlagartig dümmer – sondern vielleicht sogar schlauer.