Erschütternd! So sehr rummst es im Augustinerhof
Der LGA-Diagnostiker hat die Karlsbrücke verkabelt: Ihr Sandstein reagiert sehr sensibel auf die Erschütterungen der Abrissarbeiten
NÜRNBERG Rumms! Wieder fällt ein großes Mauerstück in die Tiefe. Es staubt, und die durch die Karlsbrücke geht ein leichtes Zittern. Die Abriss-Monster nagen sich Stück für Stück durch die alten Gebäude auf dem Augustinerhof. Und Ján Bluhm passt auf, dass die historische Brücke während der Arbeiten keinen weiteren Sprung bekommt.
Dafür hat der Bauwerks-Diagnostiker der LGA das Sandsteingemäuer verkabelt. Sensoren messen, wie stark und schnell die Brücke schwingt. „Solche Sensoren werden auch zur Messung der Stärke von Erdbeben eingesetzt“, erläutert Bluhm. Eine Schwingung ab 0,4 Millimeter pro Sekunde könne der Mensch bereits spüren. „Aber da passiert der Brücke noch lange nichts.“
Ein Pfeiler der Unteren Karlsbrücke ist bereits abgesackt
Trotzdem ist Vorsicht geboten. Denn die Untere Karlsbrücke ist baufällig, weist Risse auf, und ein Pfeiler bereits ist abgesackt. 1486 aus Sandstein errichtet, ist sie die älteste Brücke Nürnbergs und im Kern noch original erhalten. „Bei historischen Bauwerken muss man besonders vorsichtig sein. Zumal Sandstein sehr sensibel auf Erschütterungen reagiert“, sagt Bluhm, der alle Werte in seinem Laptop auf der Brücke speichert.
Die alte Bebauung auf dem Augustinerhof ist inzwischen zu gut Dreiviertel abgeräumt. Hunderte von Schaulustigen verfolgen die Arbeiten, freuen sich über bisher ungekannte Blicke von der Karlsbrücke zum Hauptmarkt und und diskutieren die Nutzung für das Areal.
Inzwischen haben die elf Architektur-Büros, die zum Gestaltungswettbewerb geladen worden waren, der Jury die ersten Pläne vorgelegt. Die Ergebnisse werden im Oktober gezeigt.
Michael Reiner
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