Erschlug er seine Tante Eva (79) im Drogenrausch?
Raubmord oder Affekttat? Ein mittelloser Dachdecker (28) steht vor dem Nürnberger Schwurgericht.
NÜRNBERG Er hat Tante Eva, seine Nachbarin (79) und entfernte Verwandte, erschlagen. Das gab der Dachdecker Henry K. (28) auch vor dem Nürnberger Schwurgericht zu, doch sei es kein Raubmord, sondern eine Affekttat gewesen. Aber warum nahm er den Schmuck der Rentnerin an sich, versteckte Ringe und Ketten in zwei Streusand-Eimern im Keller?
Der kräftige Mann mit der Glatze bleibt dabei: Als er sie am 25. August 2008 mittags in ihrer Wohnung in Fürth-Stadeln aufgesucht und dann mit einem Stoffbeutel traktiert hatte, in dem ein 1,5 Kilo schwerer Stein steckte, habe er nicht mehr gewusst, was er tat. Schuld sei eine Überdosis Methadon gewesen, die der Heroinsüchtige als Ersatzmittel geschluckt habe.
Er zerrte die sterbende Frau auf den Flur
Diese Version brachte Henry K. auch gestern, als der Prozess zum zweiten Mal begann. Vor zwei Monaten war er wegen Erkrankung des Vorsitzenden Richters geplatzt. Und wieder saß die Tochter (51) der Getöteten nur wenige Meter entfernt vom Angeklagten als Nebenklägerin im Gerichtssaal. Stets habe sie ihre Mutter vor dem vorbestraften Schnorrer gewarnt.
Der arbeitslose Dachdecker hatte nach den polizeilichen Ermittlungen die Frau erschlagen, als sie sich im Esszimmer zu einer Schublade bückte, weil Henry K. seinen bei ihr deponierten Zweitschlüssel verlangte. Dann zog er mitgebrachte Gummihandschuhe an und die blutverschmierten Schuhe aus, zerrte die sterbende Frau auf den Flur. So konnte er laut Anklage die Schränke leichter durchwühlen und Spuren verhindern.
Der Stein ist verschwunden. Henry K. will ihn mit dem Großteil der wertlosen Beutein der Regnitz versenkt haben. Der Prozess geht weiter. cis
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