Ursache für Tod einer Surferin am Eisbach bleibt wohl unklar
Wie konnte es zu dem tödlichen Unfall an der Eisbachwelle in München kommen, bei dem im April eine Surferin starb? Diese Frage wird wohl nie eindeutig beantwortet werden. Die Staatsanwaltschaft München I spricht von einem äußerst tragischen Unglück und stellte das Verfahren gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung nun ein. Trotz umfangreicher Ermittlungen könne man die Umstände nicht weiter aufklären, sagte die Behördensprecherin Anne Leiding. Nun ist die Stadt am Zug. Sie muss entscheiden, ob und wann sie die nach dem Unfall gesperrte Welle wieder öffnet.
"Das Ziel der Stadt ist jetzt, die Eisbachwelle so bald wie möglich wieder für die Surfenden freizugeben", sagte Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Zuvor wolle man aber "auf dringenden anwaltlichen Rat hin" die Ermittlungsakten einsehen. Sollten sich darin keine sicherheitsrelevanten Aspekte finden, stehe einer Öffnung grundsätzlich nichts im Wege. "Die Eisbachwelle gehört zur Identität unserer Stadt, sie ist Ausdruck unseres entspannten Münchner Lebensgefühls. Deshalb bin ich froh, dass bald wieder gesurft werden kann."
Neue Surf-Regeln
Eines ist aber jetzt schon klar: Das Surfen wird nur unter neuen Bedingungen möglich sein, um das Unfallrisiko zu reduzieren. So hat die Stadt nach Angaben Krauses in den vergangenen Wochen die Allgemeinverfügung angepasst, die das Surfen an der Eisbachwelle gestattet. Zudem habe man mit der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) ein Sicherheitskonzept erstellt, das derzeit noch in der Endabstimmung sei. Darin sollen die Surfer zum Beispiel verpflichtet werden, eine selbst lösende Fangleine zu benutzen.
Unfallursache bleibt unklar
Die 33-Jährige war in der Nacht zum 17. April mit ihrem Lebensgefährten zum Surfen bei Scheinwerferlicht an die Welle am Englischen Garten gekommen. Beide waren nach Leidings Angaben geübt und mit der Welle vertraut. Doch gegen 23.30 Uhr hörte der Lebensgefährte plötzlich Hilfeschreie und sah, wie seine Freundin samt Brett unter der Wasseroberfläche verschwand. Während der Mann bei starker Strömung erfolglos versuchte, die Frau zu retten, riefen Passanten die Feuerwehr. Erst speziell ausgebildete Rettungskräfte konnten die 33-Jährige aus den Fluten ziehen. Die Frau kam in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus, wo sie etwa eine Woche später starb.
Im Untergrund verhakt?
Die Staatsanwaltschaft hält es für möglich, dass sich die an ihrem Knöchel befestigte Fangleine oder das Surfbrett selbst am Untergrund des Eisbaches verhakt haben, möglicherweise an einem der 29 fest betonierten Störsteine. Diese tragen zur Entstehung der Welle bei. Mit Sicherheit lasse sich das aber nicht sagen, sagte die Sprecherin. Die Frau sei dann womöglich in der Welle gefangen gewesen und durch die Strömung unter Wasser gedrückt worden.
Die Behörde hatte mit Hilfe der Polizei umfangreich ermittelt. So wurde unter anderem der Wasserspiegel abgesenkt und das Bachbett an der Unglücksstelle abgesucht nach Hindernissen, an denen sich die Frau verhakt haben könnte. Leiding zufolge wurden kleinere metallische Gegenstände sichergestellt, Gutachter konnten aber keinen Zusammenhang zum Unfall herstellen.
Stadt nicht verantwortlich
Seit 2010 gilt eine Allgemeinverfügung, nach der das Surfen am Eingang des Englischen Gartens zugelassen ist, allerdings nur für erfahrene Sportler. Eine strafrechtliche Verantwortung der Stadt sieht die Staatsanwaltschaft nicht. In der Verfügung sei ausdrücklich festgehalten, dass Surferinnen und Surfer das Risiko selbst tragen müssten, sagte Leiding. Zudem werde seit Jahrzehnten dort gesurft, ohne dass es zu einem vergleichbaren tragischen Unfall kam.
Keine Überregulierung
Der zweite Bürgermeister Krause erklärte, man wolle eine Überregulierung und Bürokratisierung unbedingt vermeiden. "Gleichzeitig ist es unser Ziel, Gefahren und Haftungsrisiken zu minimieren."
Die Welle ist ein berühmter Treffpunkt für Surferinnen und Surfer aus aller Welt. Die wochenlange Sperrung hatte für Diskussionen gesorgt. Sogar der frühere Football-Star Tom Brady solidarisierte sich mit den Surferinnen und Surfern, die eine Freigabe der Welle forderten. Zudem gab es Leute, die sich nicht an das Verbot hielten und trotzdem an der Stelle surften.