Erlanger Forscher ist dem Krebs auf der Spur

Hoffnung für Millionen Krebskranke! Einem Wissenschaftler der Uni Erlangen gelang jetzt ein bahnbrechender Erfolg bei der Jagd auf eines der bösartigsten und verbreitetsten Krebsviren überhaupt.
von  Abendzeitung
Spektakulärer Erfolg gegen Krebs: Prof. Michael Stürzl.
Spektakulärer Erfolg gegen Krebs: Prof. Michael Stürzl. © az

ERLANGEN - Hoffnung für Millionen Krebskranke! Einem Wissenschaftler der Uni Erlangen gelang jetzt ein bahnbrechender Erfolg bei der Jagd auf eines der bösartigsten und verbreitetsten Krebsviren überhaupt.

Die neuen Erkenntnisse liefern die Voraussetzung, um in Zukunft Lymphdrüsenkrebs und das so genannte Kaposi-Sarkom wirkungsvoll zu bekämpfen! Das Herpesvirus-8 wird mit der Entstehung von Lymphdrüsenkrebs und dem Kaposi-Sarkom in Verbindung gebracht. Das Kaposi-Sarkom ist nach Angaben der Erlanger Universität der häufigste Tumor weltweit – und eine vor allem in Zusammenhang mit Aids auftretende Krebs-Erkrankung.

Der Universitäts-Abteilung für molekulare und experimentelle Chirurgie unter Leitung von Professor Michael Stürzl gelang es nun, alle Proteine des Herpesvirus-8 in infizierten Zellen aufzuspüren. Im Klartext: „Wir haben quasi so etwas wie eine Landkarte angefertigt. Und dies ist die Voraussetzung, um die Behandlung für virusbedingte Tumore zu entwickeln. Wir wissen jetzt genau, wo die krebsauslösenden Proteine in den Zellen sitzen – und können ganz gezielt gegen sie vorgehen. Bisher war die Behandlung mehr so etwas wie ein Stochern im Nebel und vom Zufall geprägt“, erklärte der Wissenschaftler.

Fünf Jahre an der Entschlüsselung gearbeitet

An der Entschlüsselung des Krebs-Codes arbeitete Professor Stürzl fünf Jahre lang. Er wurde dabei vom Virologischen Institut der Erlanger Uni-Klinik und dem Helmholtz-Zentrum München unterstützt. Wie schnell jetzt seine sensationellen Forschungserkenntnisse bei der Behandlung von Krebspatienten umgesetzt werden können, lässt sich schwer abschätzen. „Das hängt auch von den finanziellen Mitteln ab, die in das Projekt gesteckt werden können“, so Stürzl zur AZ.

Das Arbeitsfeld des Professors, die „Systembiologie“, ist ein völlig neuer Zweig der Biowissenschaften, den es erst seit wenigen Jahren gibt. Mit ihm können biologische Prozesse und Organismen erstmals in ihrer Gesamtheit analysiert werden. Die Systembiologie untersucht das Verhalten und das Verhältnis aller Elemente in einem bestimmten biologischen System – und zwar während es funktioniert. Die Methodik wurde an der Uni Erlangen erstmals für die Untersuchung der virusinduzierten Tumore eingesetzt und war auf Anhieb erfolgreich.

Helmut Reister

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