Er wollte seinen Nebenbuher überfahren (und die Ex gleich mit)
NÜRNBERG - Eifersucht? Herbert W. wurde zum Amokfahrer. Staatsanwältin ist sicher: Der 21-Jährige wollte seine Freundin und ihre Begleiter ermorden
Was ging nur im Kopf von Herbert W. (21) vor, als er zum Amokfahrer wurde? Diese Frage versucht das Landgericht mit Hilfe von drei Sachverständigen und zahlreichen Zeugen zu klären. Der wegen dreifachen Mordversuchs angeklagte Landschaftsgärtner lieferte gestern am ersten Prozesstag keine Antwort. Er offenbarte stattdessen Erinnerungslücken. Für Staatsanwältin Martina Müller ist die Sachlage dagegen klar: Heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen wollte Herbert W. ihren Worten zufolge am 1. Februar seine damalige Freundin Nicole (19) und zwei Begleiter von ihr ermorden. Eifersucht und Ärger hätten ihn dazu getrieben.
Die polizeilichen Ermittlungen, die in der Anklageschrift ihren Niederschlag finden, ergaben folgendes Bild: In den frühen Morgenstunden war der Angeklagte mit seinem Auto auf einem Parkplatz vor einer Disco in Neunkirchen am Sand (Kreis Nürnberger Land) mit Vollgas auf seine Freundin und deren Begleiter zugerast. Während einer der jungen Männer nur leicht gestreift wurde, überrollte das Auto die junge Frau und den anderen Begleiter. Beide wurden lebensgefährlich verletzt. Herbert W. hatte sich darüber aufgeregt, dass einer der beiden Männer seiner Freundin einen Zettel mit Telefonnummer zusteckte. Er hielt kurz an und suchte dann das Weite. Eine halbe Stunde später wurde er in seinem Elternhaus von der Polizei festgenommen. Besucher der Diskothek hatten den Hinweis auf ihn geliefert.
Mit kaum verständlicher Stimme schilderte Herbert W. jene Einzelheiten, an die er sich noch zu erinnern glaubt. Die Amokfahrt selbst ist seiner Aussage zufolge völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen: „Ich weiß wirklich nicht, was damals passierte.“ Er bestritt vehement, in dieser Nacht eifersüchtig und Streit suchend gewesen zu sein. Immerhin konnte er sich daran erinnern, dass er in der Disco zwei Cola-Weizen, einen mit Wodka versetzten Energy-Drink und Jägermeister getrunken habe. Dass es wesentlich mehr gewesen sein muss, ergab ein Alkoholtest unmittelbar nach der Amokfahrt. Herbert W. hatte gut 1,5 Promille Alkohol im Blut. Der Prozess geht am Freitag mit der Vernehmung von Zeugen weiter. hr