Er wollte ihren Hof: Knecht bringt seine Bäuerin (50) um!
Stefan (24) unter dringendem Tatverdacht festgenommen – die Kripo fand einen falschen Vertrag.
UFFENHEIM Am Anfang fielen den Ermittlern nur einige vage Widersprüchlichkeiten auf. Sie reichten allerdings aus, um die Todesumstände einer Bäuerin aus Geckenheim (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) genauer unter die Lupe zu nehmen. Inzwischen besteht kein Zweifel mehr: Gerlinde G. (50), eine äußerst beliebte Frau, ist einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen. Ihr Knecht Stefan (24) wurde gestern unter dringendem Tatverdacht festgenommen.
Zunächst sah alles nach einem tragischen Unfall aus. Stefan, der erst seit einem knappen Jahr auf dem Hof von Gerlinde G. arbeitete, verbreitete eine rührselige Story. Seine Chefin, so erzählte er, sei vor seinen Augen bei Arbeiten in einem Waldstück bei Custenlohr von einem herabstürzenden Ast getroffen und tödlich verletzt worden. Seine Schilderungen passten jedoch nicht nahtlos zu den Spuren, die von der Kripo im Wald festgestellt wurden. Deshalb wurde eine Obduktion der Leiche angeordnet.
"Er sollte den Hof einmal weiterführen"
Die Untersuchung brachte ans Tageslicht, dass Gerlinde G. durch einen massiven Schlag mit einem Werkzeug getötet wurde. Daraufhin wurde ihr Hof sofort durchsucht – und Stefan festgenommen. Heute soll er dem Ermittlungsrichter überstellt werden.
In welchem Verhältnis der junge Mann zu der alleinstehenden und kinderlosen Gerlinde G. tatsächlich stand, wollen auch die Dorfbewohner nicht genau wissen. Ein Nachbar sagte zur AZ: „Er sollte den Hof einmal weiterführen. Die Bäuerin hatte vor, einen Erbpachtvertrag mit ihm abzuschließen.“
Gerlinde G. betrieb nicht nur die Landwirtschaft, sondern hielt auch Pferde und hatte mehrere Ferien-Appartements eingerichtet. Vor allen Dingen Familien mit kleinen Kindern verbrachten auf dem „Seehof“ ihre Ferien. Als ihr langjähriger Knecht altersbedingt die Arbeit niederlegen musste, suchte sich Gerlinde G. einen neuen Mitarbeiter. Sie entschied sich für den aus dem Allgäu stammenden Stefan – und holte sich dadurch offensichtlich ihren eigenen Mörder ins Haus.
Nach Informationen der AZ wollte sich der junge Mann den Hof (170 Hektar) möglichst schnell unter den Nagel reißen. Die Kripo fand einen Vertrag, in dem ihm Gerlinde G. den Hof nach ihrem Tod vermachte. Analysen des Schriftstücks deuten jedoch daraufhin, dass der Vertrag gefälscht worden ist.
Helmut Reister
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