Er steckte die Ehefrau in Brand: „Ich liebe sie noch immer!“
Feueropfer Kerstin S. ist wieder glücklich. Jetzt meldet sich ihr Ex – aus der Psychiatrie!
NÜRNBERG/ANSBACH Vor einigen Wochen berichtete die Abendzeitung wieder über jene Frau, die im September 2005 von ihrem Ex-Mann in Brand gesteckt wurde. Nach all dem Leid, das Kerstin S. in den letzten Jahren erfahren hatte, waren es diesmal gute Nachrichten: Die 39-Jährige ist wieder glücklich, hat eine neue Liebe gefunden und sagte vor zwei Wochen auf dem Fischbacher Standesamt „Ja“ zu ihrem Benno (54).
Derweil wurde ihr Peiniger Hans Peter S. (50) – wegen versuchten Mordes zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt – aus einem österreichischen Gefängnis in die geschlossene Abteilung des Ansbacher Bezirkskrankenhauses überstellt. Kerstin hat immer noch Angst vor dem Mann, der ihr Gesicht, ihren Oberkörper, ihre Hände so schrecklich entstellt hat – kein Wunder: Er bombardiert seine Ex-Frau regelmäßig mit irren Briefen. Die verziert er wie ein verliebter Pennäler mit Herzchen und nennt Kerstin seinen „Schatz“, um ihr im nächsten Satz zu wünschen: „Du sollst ewig leiden."
Nach dem Bericht über Kerstins Hochzeit wandte sich Hans Peter S. an die AZ, um seine Sicht der Dinge zu schildern. Er weist die Alleinschuld an der Feuerkatastrophe von sich und beteuert immer wieder: „Ich liebe Kerstin noch immer.“ Tatsächlich kann sich der Mann sogar vorstellen, „dass Kerstin zu mir zurückkehrt“.
Dennoch lässt er im Gespräch mit der AZ kein gutes Haar an seiner Ex-Frau – und dreht den Spieß rum: „Nicht ich, sondern sie ist extrem gewalttätig.“ Der Alkohol tue sein Übriges: „Wo die Frau geht und steht, knallt’s!“
Hans Peter S. hofft auf Revision
Auch macht er sie mitverantwortlich für die Feuerkatastrophe von Salzburg, wo das Paar damals mit den beiden Söhnen Dominik (heute 10) und Stefan (14) wohnte: „Sie packte den Kanister, spritzte mir Benzin in die Augen und rannte mir ins Bad hinterher, wo ich mir die Augen auswaschen wollte.“ Hans Peter S. beteuert: „Ich habe sie nicht mit Benzin überschüttet, aus dem Kanister fehlten ja nur 0,37 Liter.“ Die seien „im Gerangel“ auf ihren wie seinen Klamotten und Haaren gelandet. Eine Zigarette schließlich, die sie sich anzünden wollte, habe sie in eine menschliche Fackel verwandelt – just in dem Moment, als die Polizei vor der Tür stand, die Nachbarn wegen des Lärms alarmiert hatten. S. sieht sich als Opfer einer Verschwörung: „Dass ich Schuld habe, stand von Vornherein fest.“
Bei den Ermittlungen gingen die österreichischen Behörden davon aus, dass Hans Peter S. seine Ex-Gemahlin mit einem Feuerzeug in Brand gesetzt habe. Jetzt hofft er auf eine Revision in Deutschland – „in Salzburg wurde sie nicht zugelassen“.
Kerstin indes erträgt tapfer, dass der Feuerteufel keine 40 Kilometer von ihr entfernt darauf wartet, entlassen zu werden. Sie hat den Anschlag überlebt, 27 Operationen durchgestanden und lebt mit den permanenten Schmerzen: „Jetzt kann alles nur besser werden.“
Steffen Windschall
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