Er rettete eine Frau vor dem Ertrinken

Über drei Kilometer trieb eine 79-Jährige in der eiskalten Regnitz. In letzter Sekunde wurde sie entdeckt
von  Peter Budig
Super Rettungsteam: Die Ronhofer Petra Weger, Schwiegertochter Jolante Wimmer und ihr Mitbewohner Willi Niederwisser (von rechts).
Super Rettungsteam: Die Ronhofer Petra Weger, Schwiegertochter Jolante Wimmer und ihr Mitbewohner Willi Niederwisser (von rechts). © Budig

FÜRTH Es ist Samstag, kurz nach 10 Uhr morgens. Petra Weger sitzt mit Schwiegertochter Jolante Wimmer und ihrem Mieter Willi Niederwisser auf der Terrasse ihres Häuschens in der Seerosenstraße im Fürther Ronhof. Ein sonniger, ruhiger Morgen, ein ausgedehntes Frühstück. Das Haus grenzt an den Radweg, der die Regnitz entlang von Fürth bis Erlangen führt, der Blick fällt auf üppig verwucherte Flussauen. Nur ein kleines Fenster im dichten Frühjahrsgrün lässt den Blick auf den Fluss frei, in der häufig Kanufahrer und manchmal Schwimmer sporteln. Plötzlich hält Jolante Wimmer inne: „War das kein Hilferuf“?

Petra Weger holt schnell ihr Fernglas aus dem Haus – sie sieht jemanden im Wasser, kurze dunkle Haare – ein Schwimmer? Doch die Schwiegertochter beharrt darauf, Schreie gehört zu haben. Während die Frauen den Notruf tätigen, geht Willi Niederwisser zum Ufer hinab. Es kämpft sich den Weg durch dichtes Unterholz, es geht steil hinab zum Ufer. Da, tatsächlich: Gerade an der Stelle, wo die Flussbiegung die Regnitz weg von Häusern und Wegen führt, sieht er eine ältere Frau hilflos im Ufer.

Einstündige Odyssee im trüben, eisigen Flusswasser

Obwohl der 51-Jährige erst kürzlich nach einer schweren OP aus dem Krankenhaus entlassen worden war, zögert er keine Sekunde: „Ich bin mit meinen Schuhen, wie ich war, ins Wasser“, erinnert er sich. Ein Passant mit Hund hilft. Gemeinsam ziehen sie die entkräftete Frau aus dem eiskalten Wasser – und retten ihr damit wohl das Leben. Obwohl die Regnitz hier nicht tief ist, ist die steile Uferböschung mit ihrem Wildwuchs ein unüberwindliches Hindernis. Die kräftigen Männer ziehen die Rentnerin ans Ufer. Während Altenpflegerin Jolante Wimmer Stuhl und Wolldecke bereithält, führen die Retter die unfreiwillige Schwimmerin durch die Auen auf festen Grund. Es stellt sich heraus, dass die 79-Jährige Dramatisches erlebt hat: Sie hat eine mindestens einstündige Odyssee im trüben, eisigen Flusswasser hinter sich, war am Ende völlig unterkühlt und entkräftet.

Obwohl Radfahrer und Gassi-Geher zuhauf am Ufer promenieren, hat sie niemand gesehen oder ihre leiser werdenden Hilferufe vernommen. „Ich bin spazieren gegangen, mir wurde schwindlig, ich bin gefallen und dann war ich im Wasser“, ist alles, woran sich die schlanke Frau erinnert. „Habe ich meinen Wohnungsschlüssel bei mir?“, fragte sie noch bang, und Jolante kann sie in diesem Punkt beruhigen. Dann brachte sie der Notarzt vorsorglich ins Klinikum.

Der Retter scherte sich nicht ums eigene Wohl

Der Talblick, in dessen Nähe die Seniorin – wohl noch in die Pegnitz – stürzte, findet sich nahe der Ludwigbrücke beim Minigolfplatz in Fürth – über drei Kilometer von der Stelle entfernt, an der sie gerettet wurde! Unvorstellbar, was geschehen wäre, wenn die Seerosen-Hausbewohner nicht so hartnäckig nachgeforscht hätten. Und wie gut, dass Willi Niederwisser so mutig handelte, ohne sich ums eigene Wohl zu scheren!

Seinen Lohn erhielt der Maurer, der wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, von Polizei und Feuerwehr: „Das haben Sie sehr gut gemacht! Nicht weggesehen, einfach gehandelt. So verhalten sich nicht viele Menschen“, lobten die Rettungsprofis!

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