„Er liebte die Hunde mehr als mich“ - deshalb musste Polizist S. sterben
Langerringen - Jetzt spricht Heike S.: Die 33-Jährige tötete vergangenen Freitag ihren Mann Thomas S. - und zersägte ihn später in der Waschküche. Dazwischen brachte sie ihre Tochter Eva in den Kindergarten. Ihr Anwalt spricht von Totschlag. "Es war ganz ungeplant". Der Grund: Thomas S. soll sie geschlagen haben.
Müde ist sie. Ihr Sohn Maximilian (1) ist krank und hat schlecht geschlafen. Am vergangenen Freitag geht Heike S. (33) um 5 Uhr morgens in die Küche, um ihm eine warme Milch zu machen. Dann kommt ihr Mann. Schon wieder. Aggressiv, drohend. Sie streiten sich, draußen ist es so dunkel und kalt wie in ihrer Ehe. Als er sich ihr nähert, kriegt sie Angst und wehrt sich – ein letztes Mal.
"Er war Alkoholiker", sagt ihr Anwalt
Mit einem Zaunpfostenhalter schlägt Heike S. im Morgengrauen dieses Tages ihrem Mann Thomas (46) den Schädel ein. Er sackt auf den Küchenboden und sie lässt ihre Wut und Verzweiflung an ihm aus - im Rausch hämmert sie mit dem eckigen Metallrohr auf seinen Kopf ein. „Es war ungeplant, spontan, eine Tat im Affekt“, sagt ihr Anwalt Felix Dimpfl der AZ. Die Augsburger Staatsanwaltschaft sagt, es war heimtückischer Mord – Heike S. soll den Polizeidiensthundeführer des Präsidiums Schwaben-Nord getötet haben, als er schlief.
Heike S, die jetzt in U-Haft sitzt, widerspricht. Thomas S. hatte die Nacht im Erdgeschoss vor dem Fernseher verbracht, sagt Dimpfl. Oft habe er sie geschlagen - „er war Alkoholiker“.
Dabei hatte das junge Paar vor eineinhalb Jahren in Westerringen südlich von Schwabmünchen ein neues Glück gesucht. Heike war die zweite Frau von Thomas S.. Sie liebte Hunde so wie er. In ihrer Heimat Bad Reichenhall verbrachte sie als 16-Jährige jede freie Minute im Schäferhundverein. „Sie war ein lustiger, lieber, ganz normaler Teenie“, sagt ein Mitglied. Nach der Schule machte sie eine Banklehre und zog mit 18 weg.
Heike S. versuchte es erst mit einem Messer - dann nahm sie eine Säge
Vor fünf Jahren lernte sie im Hundesportverein Schwabmünchen Thomas S. kennen. Zuerst wohnten sie in Itzlishofen, 22 Kilometer weiter nördlich von Westerringen. 2007 mieteten die Eheleute ein Einfamilienhaus. Heike war hochschwanger mit Maximilian und schenkte ihrer Tochter Eva (heute 4) bald ein kleines Brüderchen: Das junge Glück aber zerbrach über die Jahre. „Er liebte seinen Hund mehr als mich und die Kinder“, sagte Heike S. ihrem Anwalt.
Minuten nach dem ersten Schlag ist Thomas S. tot. Sie schleppt ihn in die Waschküche und lässt ihn dort liegen. Um 8 Uhr bringt sie Eva zum Kindergarten. Die l.eiche von Thomas S. kriegt sie aber nicht aus dem Haus: Er ist einfach zu schwer. „Sie wollte ihm die Beine mit einem Messer absägen“, sagt Dimpfl, „aber das ging nicht. Dann nahm sie eine Säge aus dem Werkzeugkasten.“ Das kostet Kraft – „das hat sie wohl selbst überrascht“ .
Laut Polizei ruft sie mittags das Präsidium an und meldet Thomas S. als vermisst. Die Kollegen machen sich auf die Suche und finden nichts. Brachte Heike die Leichenhälften ihres Mannes erst nachts aus dem Haus? Das ist unklar. Laut Dimpfl fuhr sie jedenfalls mit einem der beiden Autos dorthin. In einem Graben unweit des Hauses zwischen Winterfeldern lud Heike S. den Toten ab – und ließ ihre einstige Liebe auf der kalten Erde zurück.
Thomas Gautier