Er kämpft sich ins Leben zurück!

Wenn alles gut geht, wird Albert K. (50) vielleicht einmal ganz kurze Wege auf Prothesen zurücklegen können. Doch ihm ist klar, dass er für den Rest seines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen sein wird.
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Albert K. (50): Der leitende Angestellte der Datev in Nürnberg ist für den Rest seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen. Er lässt sich trotzdem nicht unterkriegen.
Klaus Schillinger Albert K. (50): Der leitende Angestellte der Datev in Nürnberg ist für den Rest seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen. Er lässt sich trotzdem nicht unterkriegen.

HERSBRUCK - Wenn alles gut geht, wird Albert K. (50) vielleicht einmal ganz kurze Wege auf Prothesen zurücklegen können. Doch ihm ist klar, dass er für den Rest seines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen sein wird.

Den mobilen Absturz von einem gesunden Mann zu einem Schwerbehinderten hat der leitende Angestellte der DATEV einem betrunkenen Autofahrer zu verdanken.

Mit erstaunlich ruhigen Worten, die auf eine stabile psychische Verfassung hinweisen, schilderte er gestern im Hersbrucker Amtsgericht die schrecklichsten Augenblicke seines Lebens.

Es ist der 4. November, 2 Uhr morgens. Albert K. (alle Namen geändert) freut sich. Der begeisterte Musiker hat zusammen mit seiner Band „you and me“ soeben seinen ersten öffentlichen Auftritt hingelegt. Die Zuhörer im Saal vom „Weißen Schwan“ in Rückersdorf waren von den Rock-Oldies der Band begeistert.

„Ich dachte mir nichts dabei“

Albert K., Projektleiter für Software-Entwicklungen, war damit beschäftigt, die technische Ausrüstung in seinen Audi-Kombi zu verladen, der ordnungsgemäß geparkt vor dem Gasthaus stand. Er beugte sich in den geöffneten Kofferraum als er hinter sich das Fahrgeräusch eines Autos hörte. „Ich dachte mir nichts dabei“, blickt er auf diesen Moment zurück. Sekunden später liegt er blutend und mit zerschmetterten Beinen auf dem Boden. Wilhelm S. (27), Sohn eines Reitstallbesitzers, hat ihn frontal von hinten mit seinem 5er BMW gerammt. Später stellt der Gerichtsmediziner bei ihm einen Alkoholwert von 1,5 Promille im Blut fest.

Im Gerichtssaal erzählt er, dass er nur einen Schatten wahrgenommen hätte und die schrillen Schreie seiner beiden Beifahrerinnen. Das katastrophale Ausmaß seines Horrorunfalls will er erst viel später realisiert haben. Albert K. dagegen nimmt das Geschehen noch voll in sich auf. „Ich habe ein Bein neben mir liegen sehen, das Blut, einige Menschen, die mir halfen“, erzählt er. Als er auf einer Trage in den Krankenwagen geschoben wird, reißt seine Erinnerung ab.

Seitdem hat Albert K. einen irrsinnigen Leidensweg hinter sich gebracht: 13 Operationen, Schmerzen, Aufenthalte in Spezialkliniken – bis heute. Aber unterkriegen will er sich trotz allem nicht lassen. Mitte April soll er endgültig aus der Klinik entlassen werden. Danach will er so schnell wie möglich wieder arbeiten. Seine Firma hat ihm den Arbeitsplatz behindertengerecht umgebaut. Und er denkt auch schon wieder ans Musizieren.

Wilhelm S. wurde zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt, verliert seinen Führerschein für 27 Monate und muss 10000 Euro aus eigener Tasche an das Opfer zahlen.

Helmut Reister

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