Er ist der Daniel Düsentrieb bei Bosch

Der Ideenkönig aus Ansbach sprüht nur so vor Vorschlägen, die dem Betrieb Millionen an Produktionskosten sparen helfen
ANSBACH Hans-Peter Kaiser gehört zu den Ideenkönigen in Deutschland. Der Elektrotechniker beim Stuttgarter Autozulieferer Bosch aus dem Werk in Ansbach ist mit zwei bis drei Vorschlägen pro Monat dabei. Die Geistesblitze kommen dem fränkischen Daniel Düsentrieb nicht per Zufall, etwa unter der Dusche. „Zu Hause kann ich gut abschalten. Wenn ich aber in der Werkshalle höre, dass es irgendwo kracht, oder wenn ich sehe, da läuft etwas nicht rund, dann gehe ich der Sache nach“, so Kaiser.
Auch Kollegen machen den 46-Jährigen auf Schwierigkeiten aufmerksam. Löst Kaiser Probleme, deren Beseitigung über seine Aufgaben als Servicetechniker für Maschinen hinausgeht, kann er seine Ideen für das Betriebliche Vorschlagswesen geltend machen. Der Vater eines Sohnes trägt mit dazu bei, dass das Werk in den vergangenen Jahren regelmäßig den „Cleverle“-Pokal des Konzerns errang.
Einer der größten Coups: die Endmontage von Airbag-Steuergeräten
Rund 7300 Vorschläge wurden 2010 in Ansbach eingereicht. Das sind 17,5 Prozent aller Ideen der Bosch-Gruppe in Deutschland. Das bedeutet für Ansbach im Schnitt pro Mitarbeiter drei Ideen. Von den Vorschlägen wurden 75 Prozent realisiert. Ansbach steuerte rund 2,5 Millionen Euro von konzernweit 30 Millionen Euro bei, die bei Bosch dank der Vorschläge gespart werden. Die Prämiensumme für Topideen lag in der Bosch-Gruppe in Deutschland bei mehr als sieben Millionen Euro. Albert Gabelberger, im Werk Ansbach zuständig für das Betriebliche Vorschlagswesen: „Wir Freude uns über Ideen der Mitarbeiter, denn die kennen die Stellen, an denen wir uns verbessern können, mit am besten.“ In Betriebsversammlungen wird für die Teilnahme am Betrieblichen Vorschlagswesen geworben, 2010 nahmen alle Mitarbeiter ab sechs Vorschlägen an einer Tombola teil. Als Hauptgewinn lockte eine Fernreise auf Firmenkosten. Bei den Anregungen kann es um Materialeinsparung, Prozess- oder Qualitätsverbesserung gehen.
Einer von Kaisers größten Coups betrifft die Abläufe in der Endmontage von Airbag-Steuergeräten. „Da ist mir aufgefallen, dass die Schritte zwischen den Maschinen immer ein Sekundenbruchteil verzögert wurden.“ Kaiser schaute über den Computer in die Maschinensteuerung hinein und bemerkte, dass die Daten zwischen den Maschinen nicht reibungslos übertragen wurden.
Durch eine Neuprogrammierung gelang es ihm, die Verzögerung abzustellen, die sich auf insgesamt eine Sekunde addierte. Er überreichte den Vorschlag offiziell und erhielt vom Planer der Fertigungslinie ein großes Lob: „Der war begeistert und hat die Programmveränderung an 15 Maschinen vorgenommen.“ Nutzen für die Firma: Durch die beschleunigte Datenweitergabe kann am Tag 0,5 Prozent mehr produziert werden. In der Regel erhalten die Mitarbeiter einmalig 30 Prozent der jährlichen Ersparnis durch die Innovation.
Kaiser lässt sich nicht entlocken, wie hoch seine Neuerung entlohnt wurde. Allerdings habe erstmal der Staat die Hälfte kassiert. „Was netto übrig blieb, war aber absolut in Ordnung.“ Daneben sieht der Franke auch den Vorteil für die gesamte Belegschaft: „Produktivere Arbeit sichert den Standort.“ Und Ideen, die Arbeitsplätze kosten würden, sind bei Bosch ohnehin nicht erlaubt. AZN/dpa