Entführt in Kolumbien: Zwei Brüder, ein Drama
Uwe B. aus Gröbenzell und sein Bruder Günther sind seit Monaten in der Hand kolumbianischer Rebellen – jetzt meldet ein ranghoher Polizist, den beiden Rentnern (69 und 72) gehe es gut
Gröbenzell/Bogota - Vielleicht wollten Uwe und Günther B. den Fettschwalm sehen – den letzten nachtaktiven früchtefressenden Vogel der Welt. Die seltenen Zedernarten oder Mahagoni-Bäume. Die gibt es im Catatumbo-Bari-Nationalpark zuhauf.
Hier, im dicht bewaldeten Nordosten Kolumbiens, sind aber auch jede Menge Terroristen – Kämpfer der berüchtigten „Nationalen Befreiungsarmee“ (ELN).
Seit Wochen, wenn nicht seit Monaten, halten sie die beiden Brüder gefangen: Der 69-jährige Uwe B. stammt aus Gröbenzell (Kreis Fürstenfeldbruck, Günther B. (72) aus Höchst (Hessen).
Jetzt gibt ein hoher Polizeibeamter erste Hoffnung: Der Chef der Anti-Kidnapping-Einheit, General Humberto Guatibonza, soll die Entführten befreien. Ihm zufolge sind Uwe und Günther B. bei „guter Gesundheit“.
Die ELN hält sie laut einem Communiqué für Spione, anderen Berichten zufolge für Mitarbeiter des Ölkonzerns Ecopetro – das größte Unternehmen Kolumbiens und absolutes Feindbild der ELN. Die setzt sich nämlich seit Jahren für die Nationalisierung der Bodenschätze ein. Die kolumbianische Regierung glaubt, dass die ELN nur Lösegeld erpressen wollen.
Laut General Guatibonza hatten die Brüder, die seit über eineinhalb Jahren auf Weltreise sind, am 30. September zum letzten Mal Kontakt mit Verwandten – und wurden ihm zufolge am 3. November in der Nähe der Stadt Convencion entführt. Die Stadt liegt itten in einem Gebiet von Coca-Pflanzern. Ein Video, das die Zeitung „Semana“ veröffentlichte, zeigt sie angeblich noch vor der Entführung und stammt vom 12. November. In Höchst bangen die Ehefrau und weitere Verwandte von Günther B. um den 72-Jährigen – in Bayern fürchten die zwei Söhne von Uwe B. um das Leben ihres Vaters.
Dass Uwe B. in seinem Alter noch eine Weltreise macht, ist für einen ehemaligen Mitarbeiter keine Überraschung: „Er war schon immer ein echter „Draufgänger“., sagt Peter T., der jetzige Geschäftsführer von Uwe B.’s ehemaliger Textilfirma. Der Gröbenzeller habe die Firma, die Einlagen für Kleidung herstellt, vor Jahrzehnten mitgegründet. 1995 habe er seinen Anteil verkauft. „Da hat er einen Haufen Geld gemacht“, sagt Peter T.
Uwe B. habe immer habe eine Zigarre im Mund gehabt und sei einen Jaguar gefahren. Daneben sei er oft verreist. „Er ist immer viel unterwegs gewesen“, sagt Peter T. Uwe B. sei auch mehrsprachig, „Englisch spricht er perfekt, ebenso Italienisch und Spanisch, sagt der Fabrikant – Uwe B. trägt sogar einen Doktortitel. „Das ist kein Dummer.“
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