Engpass bei Schafsdärmen – Iran-Konflikt verteuert Bratwürste

Nur 45 deutsche Metzger dürfen die berühmte Nürnberger Bratwurst nach Originalrezept herstellen. Dazu brauchen sie Schafsdärme. Doch die werden knapp und deshalb teurer.
von  dpa
Nur 45 deutsche Metzger dürfen die berühmte Nürnberger Bratwurst nach Originalrezept herstellen. Dazu brauchen sie Schafsdärme. Doch die werden knapp und deshalb teurer.
Nur 45 deutsche Metzger dürfen die berühmte Nürnberger Bratwurst nach Originalrezept herstellen. Dazu brauchen sie Schafsdärme. Doch die werden knapp und deshalb teurer. © dpa

Nur 45 deutsche Metzger dürfen die berühmte Nürnberger Bratwurst herstellen – und natürlich nur nach Originalrezept. Dazu brauchen sie Schafsdärme. Doch die werden knapp und deshalb teurer.

Nürnberg – Beim Iran-Konflikt geht es nun auch um die Wurst: Weil Pfeffer und Schafsdärme aus dem Mittleren Osten immer teurer werden, droht ein Preisanstieg zur Grillsaison. Neben den schlechteren Handelsbeziehungen mit dem Iran sei der sinkende Lebensstandard in dem Land schuld an dem Engpass bei Schafsdärmen, den sogenannten Saitlingen, sagt Vorstandsmitglied Hans Kittler vom Lebensmittelgroßhandel Evenord in Nürnberg. Er beliefert fränkische Fleischer mit den Därmen. „Es werden weniger Schafe geschlachtet, deshalb gibt es auch weniger Schafsdärme.“

Der Obermeister der Nürnberger Fleischer-Innung, Manfred Seitz, kennt noch einen weiteren Grund für die Knappheit der Därme: „Die Nachfrage nach Naturprodukten ist in den letzten Jahren stark gestiegen.“ Die Schafsdärme seien inzwischen fast dreimal so teuer wie vor 18 Monaten, berichtet der Nürnberger Metzgermeister Claus Steiner. Kosteten 90 Meter Saitling, die für etwa 1000 Bratwürste reichen, im Sommer 2010 noch 6,30 Euro, liege der Preis inzwischen bei 17,20 Euro. Über kurz oder lang – spätestens mit Beginn der Grillsaison - müsse diese Teuerung an die Kunden weitergegeben werden, prognostiziert der Unternehmer.

Zumal sich nicht nur Schafsdärme, sondern auch Gewürze wie Pfeffer spürbar verteuert hätten. Innungsobermeister Seitz kündigte die Preissteigerungen sogar schon für Anfang März an. Das Kilo Nürnberger Würstchen, das derzeit etwa 11 Euro koste, werde dann um etwa 55 bis 60 Cent teurer, sagte der Fleischer. Für „Drei im Weckla“ (Drei Würste im Brötchen) müssten dann etwa 15 Cent mehr gezahlt werden. Schafsdärme kommen nach Angaben des Lebensmittelgroßhandels auch aus Australien, Neuseeland, der Türkei und Afghanistan.

Doch die Saitlinge aus dem Iran und dem Irak seien am besten geeignet für die Nürnberger Bratwürstchen, weil sie widerstandsfähiger seien. „Die Schafe essen dort eben nicht nur das weiche Gras. Zu weiche Schafsdärme würden beim Braten aufplatzen“, sagte Kittler. „In der Vergangenheit haben die Saitlinge aus dem Irak und dem Iran etwa 60 Prozent unseres Verbrauches abgedeckt, jetzt ist es nur noch ein Drittel.“ Auch Wiener Würstchen oder Pfefferbeißer könnten teurer werden.

„Bei diesen beiden Sorten kann man auch nicht einfach zu Schweine- oder Kunstdarm wechseln“, sagte Kittler. Ein Horrorszenario wollen die Innung und der Großhandel jedoch nicht entwerfen. „Bislang haben wir noch keine Engpässe. Es gibt noch genügend Nürnberger Würstchen“, sagte Seitz. Auch Kittler gibt Entwarnung: „Sie werden sicher ein bisschen teurer, aber es wird kein Luxusessen werden. Die Bratwurst aus Nürnberg wird erschwinglich bleiben.“

 

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