Englein schweigen, Teufel johlen

Es gibt viel zu lachen – planen wir’s ein: Kabarett in Nürnberg zwischen Gostner, Burgtheater und Meistersingerhalle.
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Ein Super-Talent am Klavier: Marco Tschirpke, Kabarettpreisträger 2008, spielt wieder im Burgtheater.
Berny Meyer Ein Super-Talent am Klavier: Marco Tschirpke, Kabarettpreisträger 2008, spielt wieder im Burgtheater.

NÜRNBERG - Es gibt viel zu lachen – planen wir’s ein: Kabarett in Nürnberg zwischen Gostner, Burgtheater und Meistersingerhalle.

Die Kabarett-Kolosse Sigi Zimmerschied (Hubertussaal) und Matthias Richling (Opernhaus) sind grade weitergezogen, ihre Kollegen aus der gleichen Gewichtsklasse Josef Hader und Urban Priol reisen erst zum Jahresende wieder an (dann aber in die Meistersingerhalle) – nun ist der Satire-Mittelbau aufgerufen. Und er kommt gewaltig. Neben dem etablierten Nürnberger Kicher-Kompetenzzentrum Burgtheater baut das Gostner die Kunst der losen Zunge immer stärker als zweites Standbein im Programm aus. In den nächsten Wochen sind überall Wiederbegegnungen und Neuentdeckungen reihenweise im Angebot.

In seinem ersten Brettl-Leben hatte der Wiener Martin Puntigam als junger Provokateur von der Altstadt-Bühne herab das Publikum verblüfft, attackiert und dann gelegentlich auch vertrieben. Jetzt, nach Jahren als schrulliger Bühnen- und Filmschauspieler, führt er sein kürzlich in München gefeiertes Comeback-Solo „Luziprack“ in der Gostner-Dependance in Gibitzenhof (6.3., Hubertussaal) vor. Er schlage, staunte ein Kritiker, „den Zuhörern Wiener Hard–Core-Schmäh um die Ohren, dass zwar keine Englein singen, aber alle Teufel johlen“.

An Entscheidungen kommt der Freund der geschleuderten Pointe dieser Tage nicht vorbei. Am 21. Februar konkurrieren der wirtschaftspolitisch versierte Wiener Wortwitzbold Ludwig W. Müller mit „Total brachial“ (Burgtheater) und die im Trio verjüngte Lach- und Schießgesellschaft mit „Last Minute“ (Hubertussaal). Am 27.2. fragt Robert Griess herausfordernd „Geht’s noch?“ und lässt dabei seinen Figuren nach Beobachtung von Rezensenten mit Durchblick „die Weltanschauungen wie löchrige Lumpen im Wind des Zeitgeists um die Schultern wehen“ (Hubertussaal) während Super-Talent Marco Tschirpke, im Vorjahr Nachwuchs-Star beim Deutschen Kabarettpreis, im Burgtheater auch noch am 28.2., vom Klavier aus in ganz anderer Eleganz „Lauf, Masche, lauf“ ruft.

Direkter Konkurrent von Puntigam ist der wohlbekannte Jess Jochimsen (6./7.3., Burgtheater), der zum volksmundigen Zitat „Durst ist schlimmer als Heimweh“ wieder mit Gitarre, Diaprojektor und Stumpfsinns-Attacken jongliert. Und während der Niederbayer Martin Großmann, der wacker dem Passauer Aschermittwochs-Humor widersteht, „Einfach mal so“ am Gostner in die großen Fußstapfen des Landsmanns Zimmerschied steigt (11., 13. und 14.3.), ruft im Burgtheater Kerim Pamuk mit seinem „Kabarett oriental“ die „Leidkultur“ aus (13.3.). In der Staffel fester Größen gibt es auf gleichem Podest auch Faltsch Wagoni mit „Herz in Fahrt“ (14.3.), Severin Groebner & Christian Moser, die das Gruseln lehren mit „Monster des Alltags 2“ (20.3.) und Altmeister Heinrich Pachl, der sich mit erhobener Faust auf „Die Spur der Scheine“ setzt (26./27.3.). Konkurrenzlos kalauert Bruno Jonas am 18.3. – der angehende „Scheibenwischer“-Dissident könnte auf der Opernhaus-Bühne noch Brösel der Lachnummern seines Nachfolgers Richling finden.

Wer Humor langfristig durchplanen will, sollte den Vorverkauf (Tel. 231-4000) nicht verpassen: Matthias Deutschmann mit Cello-Stütze (27.5., Tafelhalle) und die Meistersingerhallen-Eroberer Volker Pispers, (10.9.), Josef Hader (28.11.) und Urban Priol (7.12.) mit unerhörten Programmen. Der „Anstalts“-Herr kalkuliert kurz nach Beginn von 2009 bereits mit dem „Jahresrückblick“. Dieter Stoll

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