Endlich warmgespielt

Nach verkorkstem Auftakt mit Mick Taylor punkteten bei den 19. Rother Bluestagen Eric Bibb und The Brew – darauf ein Bananen-Weizen!
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Alles in Bewegung – bis zum Flatterschal: Jason Barwick, der 20-jährige Sänger und Gitarrist von The Brew, in Roth.
Matthias Hertlein Alles in Bewegung – bis zum Flatterschal: Jason Barwick, der 20-jährige Sänger und Gitarrist von The Brew, in Roth.

NÜRNBERG/ROTH - Nach verkorkstem Auftakt mit Mick Taylor punkteten bei den 19. Rother Bluestagen Eric Bibb und The Brew – darauf ein Bananen-Weizen!

Kurz vor Ostern ist für Blueser die Fastenzeit vorbei, denn die Rother Blues-Tage warten traditionell mit einem opulenten Line-up internationaler Künstler auf. Und mit dem dritten Abend, den das britische Geheimtipp-Trio The Brew bestritt, hatte das Festival endlich ordentliche Betriebstemperatur und der völlig verpatzte Auftakt mit Mick Taylor, dem ewigen „Stone“ außer Dienst, war vergessen.

Der Auftritt des „haarsträubendsten Gebräus seit der Erfindung des Bananenweizens“, wie Festival-Chefin Monika Ammerer-Düll das Trio bezeichnete, wurde wegen der großen Nachfrage vom Posthorn in die Kulturfabrik verlegt. Kein Wunder, denn The Brew sind die Wucht in Dosen. „Dreh auf, spiel es laut“, postulieren der erst 20-jährige Sänger und Gitarrist Jason Barwick, der ein Jahr jüngere Drummer Tim Smith sowie dessen Vater Kurtis Smith am Bass im Refrain des ersten Stückes und stellen die Regler auf Anschlag. Das britische Trio bezieht die Inspiration für seinen elektrisierenden Power-Blues von Hendrix und Led Zeppelin. Wild ist auch die Bühnenshow: Zum saftigen Rock mit pfeffrigem Blues-Pep fliegen Schlagzeugstöcke in die Luft, Barwick hüpft ständig in die Luft, spielt sogar hinter dem Kopf Gitarre oder wie Jimmy Page mit einem Geigenbogen, hat Reißnägel auf den Stimmbändern und ist trotz seines jugendlichen Alters mit allen Show-Wassern gewaschen. Der ungestüme Jugendstil dieses hochprozentigen Gebräus kann jedenfalls vollauf begeistern. Die Stimmung brodelte.

Von diesem Elan hätte sich Mick Taylor zum Auftakt der 19. Auflage gerne ein Stückchen abschneiden können. Nachdem sich das niederländische Verzerrer-Rauhbein Julian Sas nicht erst mit dem abschließenden „The Devil's Got My Number“ als höllisch heißer Bluesrock Gitarren-Feger outet, liegt vom ersten Anschlag des Ex-Rolling Stones Gitarristen ein merkwürdiger Vibe in der Luft. Auftreten und Spiel wirken – als Folge eines Zahnarztbesuches – indisponiert, der Publikumskontakt distanziert. „Tu was für Dein Geld!“ brüllt jemand in die klinisch-antiseptische Atmosphäre, immer mehr Zuschauer wandern ab. Taylor nuschelt etwas von „Stimmproblemen“, die Band improvisiert zur Überbrückung, mitten im Solo kehrt der Maestro zurück und versucht vergeblich in den Song einzusteigen. Pfiffe werden laut. Nachdem er auch bei den folgenden Nummern orientierungslos über das Griffbrett irrt und sich sogar selbst zum passiven Statisten degradiert, sind entrüstete Kommentare der Fans nachvollziehbar.

Der amerikanische Sänger-Songschreiber Eric Bibb ist im Delta-Blues verwurzelt und verpasst diesem einen zeitgemäßen Anstrich. Gebannt lauscht das Publikum dem Sympathen mit der warmen Stimme und seinen ruhigen Tönen, stellenweise könnte man eine Stecknadel fallen hören, dann wiederum liegt bei energischem Vortrag sogar Gospelstimmung in der Luft. Zu Recht erntet der Feinschmecker-Happen des Bibb-Trios begeisterten Applaus. fidus

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.