Eisbär-Baby: So süß tapste Charlotte durchs Gehege
Nürnberg – So richtig sicher unterwegs ist es noch nicht: Gleich ein paar Mal plumpste das Nürnberger Eisbär-Baby bei seinem ersten öffentlichen Auftritt von den Felsen hinunter. Zum Glück landete Charlotte immer weich im Stroh, das die Pfleger extra für diesen Zweck dort ausgelegt hatten. Das knapp vier Monate alte Bärchen und seine Mutter Vera ließen ihre Fans am Donnerstag nicht lange warten: Kurz nachdem die Höhle geöffnet wurde, kam Vera zweimal raus, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Beim dritten Mal tappste Charlotte im Sonnenschein hinter ihrer Mutter her und sah sich das große Gehege zum ersten Mal an. Mehrere Dutzend Tierfreunde verfolgten das Spektakel.
Charlotte, die Schwester von Nürnbergs berühmtestem Eisbär Flocke, lebte bislang abgeschirmt von der Öffentlichkeit mit ihrer Mutter in der Geburtshöhle. Nur zweimal hatte sie bisher Kontakt mit Menschen - als die Tierpfleger sie impften und wogen. Inzwischen bringt sie knapp 23 Kilo auf die Waage. Seit November waren die beiden in der Höhle. Mutter Vera habe in den vergangenen Tagen deutlich nach draußen gedrängt, berichtete Zoo-Sprecherin Nicola Mögel.
Das Jungtier blieb meist zwischen den Beinen von Vera. Ab und an wagte es sich vorwitzig hervor. "Ihre Mutter gibt ihr maximalen Schutz und passt genau auf", sagte Revierleiter Thorsten Krist. "Alles, was sie macht, macht sie von Charlotte abhängig." So verzichtete Vera etwa auf ein dringend nötiges erstes Bad, weil das für die Kleine noch zu gefährlich gewesen wäre.
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In freier Natur seien die Höhlen meist weit vom Meer entfernt und bis die Jungtiere zum ersten Mal Kontakt mit Wasser hätten, dauere es mehrere Wochen. Damit Charlotte im großen Gehege nichts passiert, liegen Holzpaletten bereit, die die Pfleger ins Wasser werfen, falls das Tierkind dort in Gefahr gerät. Und am Anfang bekommt der kleine Bär auch noch eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung.
Ulrike Reich-Zmarsly war zuletzt jeden Tag im Zoo. "Weil ich jeden Tag gehofft habe, dass es so weit ist", sagte die 60-Jährige. Mit ihren Knopfaugen und dem flauschigen Fell erinnerten die Eisbär-Babys sie "an Teddybären und ans Kind sein".
Man dürfe das Eisbärkind jedoch nicht vermenschlichen, wie das bei Knut in Berlin passiert sei, sagte Krist. Man sei zwar stolz auf das Tier-Baby, aber "man darf Eisbären auch nicht überhöhen. Diese Knut-Hysterie war schon recht anstrengend". Der Zoo sei froh, dass dieser "Hype" um die Tierkinder etwas nachgelassen habe. Charlottes Schwester Flocke wurde 2007 geboren und sorgte ähnlich wie Knut für riesiges öffentliches Interesse. Sie musste mit der Hand aufgezogen werden, weil ihre Mutter gestört worden war. Einen ähnlichen Besucheransturm wie damals erwartet und erhofft sich Krist nicht.
Charlotte hatte eigentlich noch ein Geschwisterchen, doch das zweite Junge starb kurz nach der Geburt. Als "Einzelkind" sei sie ein eher "gemütlicher Eisbär und etwas faul". Charlotte soll nun etwa zwei bis zweieinhalb Jahre bei ihrer Mutter bleiben und dann an einen anderen Zoo abgegeben werden.
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