Einer der schönsten Weihnachtsmärkte um München beginnt: Dieses Jahr ist vieles anders

Zu viel Gedränge, zu viele Touristen. Gegen diesen Ruf des Christkindlmarkts auf der Fraueninsel will Emanuel von Oy, Geschäftsführer von Evoy Media, ankämpfen. Er ist seit vergangenem Jahr der neue Veranstalter, nachdem der alte in den Jahren zuvor wiederholt rote Zahlen geschrieben hat (AZ berichtete). Von Oys Ziel: den Markt, der am Donnerstag startet, wieder bei Einheimischen beliebter machen. "Wir konzentrieren uns weniger auf die Touristen-Busse und mehr auf die Region", sagt er der AZ.
Das heißt: Mehr als die Hälfte der rund 70 Aussteller kommt aus der Gegend und stellt ihre Ware selbst her, wie etwa Walnussöl, Honig oder Pasta. Der Christbaum stammt aus dem nahe gelegenen Halfing, den die Buben und Mädchen des örtlichen Kindergartens dekoriert haben. Um den Aufbau kümmern sich Handwerker aus den Nachbarorten. Und die Gastronomie verantworten schon seit Jahren die Insulaner, also die Menschen, die tatsächlich auf der Insel wohnen.
Er schwärmt: "Da gibt es etwa Inselkäse oder Renkensemmeln, verkauft von den Fischerfamilien." Armin Krämmer (Freie Wählergemeinschaft), der Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee, bestätigt, dass der Christkindlmarkt wieder regionaler geworden sei. Er sagt der AZ: "Es wird wieder richtig viel regional Werbung gemacht."
Veranstalter Christkindlmarkt: "Wir haben den Markt ein bisschen entzerrt"
Ein weiterer Baustein, damit der Christkindlmarkt sich wieder "heimeliger" anfühlt: "Wir haben den ganzen Markt ein bisschen entzerrt, also die Abstände zwischen den Ständen sind nun viel größer." Anders als beim Vorgänger, der laut von Oy möglichst viel auf einem Fleck konzentrieren wollte. Von Oy sagt: "Die Besucher nehmen die Sachen, die verkauft werden, so viel mehr wahr, wie wenn Stand an Stand steht." Und träten sich so weniger auf die Füße. Für von Oy war das Gedränge der entscheidende Grund, warum er selbst den Christkindlmarkt vorher nie besucht hat – obwohl er auf der Fraueninsel mehrmals im Jahr ist und auch aus der Gegend kommt.
Er genieße bei seinen Besuchen vor allem die Ruhe der Insel. Deshalb gibt es an manchen Ecken bewusst keine Aussteller. "Dort können die Leute einfach mal aus dem Trubel raus", sagt von Oy. Er verzichtet bewusst darauf, die Besucher dauerhaft mit den immer selben Weihnachtsliedern zu beschallen. Die Künstler seien deshalb frei darin, welche Songs sie spielen. Das Konzept: Wer zuhören mag, geht zur Bühne. Wer nicht, bekommt davon kaum was mit.

Die Ruhe sollen auch die Inselbewohner trotz Christkindlmarkt genießen können, weshalb dieser abseits der auf der Nordseite lebenden Familien stattfindet. Bürgermeister Krämmer sagt: "Jedem kann man es nicht zu 100 Prozent recht machen, aber wir schaffen es zu 99 Prozent, dass jeder zufrieden ist."
Zuwachs von rund 15.000 Besuchern im Vorjahresvergleich
Von Oy hat den Eindruck, dass der Imagewechsel aufgeht. "Es war letztes Jahr richtig schön, dass so viele Besucher gesagt haben, die Atmosphäre am Markt habe sich merklich verbessert." Ihn freut besonders, dass das auch die Anwohner auf der Insel so sehen.
Mit denen stehe er im ständigen Austausch und gehe auf Wünsche ein, wie etwa ein späterer Abbau der großen Christbäume. Das bestätigt auch Bürgermeister Krämmer. Von den sonstigen Besuchern holt von Oy ebenfalls Feedback direkt vor Ort ein. Eine Neuerung für dieses Jahr, die sich viele gewünscht haben: mehr beleuchtete Christbäume.
Im vergangenen Jahr besuchten rund 55.000 Menschen den Markt. Unter der Leitung der Prien Marketing GmbH (PriMa), eine hundertprozentige Tochter des Marktes Prien, waren es noch etwa 40.000 gewesen. Trotzdem hat auch von Oy mit dem Christkindlmarkt 2024 rote Zahlen geschrieben. PriMa machte wiederholt über 40.000 Euro. Davon seien sie zwar weit entfernt, aber von Oy räumt eine fünfstellige Summe Verlust ein. Sein Ziel für dieses Jahr: eine schwarze Null.

Auf mehr als 55.000 Besucher schielt er jedoch nicht, sonst werde es zu voll. Für Krämmer liegt die Schmerzgrenze bei knapp 60.000. Die Zahl der Gäste ist ihnen zufolge ohnehin nicht der Knackpunkt bei der Rentabilität, sondern die Sponsoren. Zwei weitere sind laut von Oy dieses Jahr dazugekommen. "Langfristig wäre es natürlich schön, wenn wir noch ein, zwei große Sponsoren finden würden, weil die Kosten steigen."
Christkindlmarkt will beim Strom sparen
Die Strategie für dieses Jahr: Bei den Ausgaben sparen, etwa durch eine bessere Stromplanung. Durch die Analyse des Verbrauchs sei herausgekommen, dass zwei nah beieinanderliegende Bereiche nicht so viel Strom brauchen wie gedacht und sich zusammen legen lassen. "Nur durch diese Optimierung sparen wir uns eine vierstellige Summe." Die Insel bleibe trotzdem genauso hell wie davor auch, versichert von Oy. An solchen Stellschrauben wolle er jedes Jahr ein bisschen weiter drehen, damit irgendwann auch etwas Gewinn übrig bleibe.
Der Markt Prien konnte den Christkindlmarkt nicht mehr stemmen, weil die Defizite für die Kommune nicht zu rechtfertigen waren. Die Gemeinde Chiemsee, die nach wie vor mithilft, hat sogar einen strengen Gemeinderatsbeschluss, der keinerlei Defizit erlaubt. Damit sie nicht in eine ähnliche Bredouille wie Prien gerät, müssen seit vergangenem Jahr alle Besucher ein sogenanntes Getränkeband für zwei Euro erwerben, wenn sie etwa einen Glühwein oder etwas anderes genießen wollen.
Die Einnahmen daraus sollen die Unkosten für die Gemeinde decken: Die kümmert sich laut Krämmer unter anderem um den Auf- und Abbau der Hütten sowie um deren Lagerung. Trotz des Aufwands und der Kosten lohnt es sich für den Ort: Die Insulaner verdienten Geld mit den Gastroständen und die Gemeinde freue sich wiederum über die Gewerbesteuer, sagt Krämmer.
Die Termine für den Inselweihnachtsmarkt auf der Fraueninsel 2025
Der Christkindlmarkt findet an den ersten beiden Adventswochenenden statt vom Donnerstag, 27. November bis Sonntag, 30. November sowie von Donnerstag, 4. Dezember bis Sonntag, 7. Dezember.
Mehr Informationen gibt es hier: weihnachtsmarkt-chiemsee.de