Eine Kunst- Ausstellung für Sarrazin

In der Nürnberger Akademie-Galerie loten vier Künstlerinnen aus vier Ländern die vielen Bedeutungen des „Heimat“-Begriffs aus
von  Abendzeitung
Die Hülle auf dem Schaukelstuhl muss gefüllt werden – mit Heimatgefühlen? Evelyn Loschy mit ihrer Arbeit „Is it me?“.
Die Hülle auf dem Schaukelstuhl muss gefüllt werden – mit Heimatgefühlen? Evelyn Loschy mit ihrer Arbeit „Is it me?“. © Berny Meyer

Nürnberg - In der Nürnberger Akademie-Galerie loten vier Künstlerinnen aus vier Ländern die vielen Bedeutungen des „Heimat“-Begriffs aus

Dieses Thema ist so groß, dass man sich wundert, wie es in die kleine Akademie-Galerie in der Adlerstraße 10 (bis 20. November,Do.,Sa. 13 bis 18 Uhr) passt. „Heimat“ haben die vier Künstlerinnen Anita Blagoi, Sophie Jung, Eleonora Kirchgessner und Evelyn Loschy als Themen-Überschrift über ihre Ausstellung geschrieben. Kein leichtes Wort, in Zeiten Sarrazin’scher Migrations-Debatten. Doch die Werke der vier Studentinnen zielen nicht auf die Politik. Es geht um die eigene Verortung: Wer so viel unterwegs ist, wie die vier Studentinnen mit Wurzeln in Luxemburg, Österreich, Rumänien und Kasachstan, der trägt in sich immer ein bisschen Heimat.

In Evelyn Loschys Arbeit (mono)-tönt und stampft sich beispielsweise die Heimat und die titelgebende Frage „Is it me?“ (Bin das ich?) ins Bewusstsein. Auf dem Boden liegt die transparente Hülle eines Menschen. Als Video an die Wand projiziert bläst sich diese Hülle auf einem Schaukelstuhl dank zweier Blasebälge abwechselnd auf – und wird leer gepumpt. Die Schläuche münden in Herz und Hirn – und das heimatliche Gemütlichkeits-Aufladen kann unterschiedliche Effekte haben.

In Sophie Jungs Arbeiten geht es ganz konkret um Heimat: Gegenstände aus dem Alltag ihrer Großmutter hat sie collagiert und fotografiert und bildet so ein Erinnerungspuzzle, das gleichzeitig vertraut und doch, dank der absolut privaten Bild-Codes, vollkommen fremd ist. Anita Blagoi arbeitet neben zwei farbintensiven, landschaftsartigen Großformaten, die viel Gedanken-Freiraum lassen, mit einem Video, das in seiner Schlichtheit für eine Entschleunigung der Heimat wirbt. Eleonora Kirchgessner stellt den Betrachter im letzten Raum vor zwei Farbflächen, die eine schwarz, die andere weiß. In der Spiegelung beider Flächen stellt sich die Frage nach dem eigenen Standpunkt zwischen den (Farb)-Extremen. Vielleicht sollte Thilo Sarrazin mal vorbeikommen. mm

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