Eine Diva schnappt nach der Stimme

Ergreifendes Spektakel: „Schacko“ aus Berlin – im Dezember wieder im Ka-Li-Theater
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Wie kommt Klemperer aufs Hackebeil? Szene aus „Schacko“.
abendzeitung Wie kommt Klemperer aufs Hackebeil? Szene aus „Schacko“.

NÜRNBERG - Ergreifendes Spektakel: „Schacko“ aus Berlin – im Dezember wieder im Ka-Li-Theater

Am Anfang ist sie nur Püppchen und singender Schatten, am Ende steigt die Opern-Diva Maria Schacko (Mezzo) lebensgroß aus der Gruft und schnappt wie eines von Tranters Geschöpfen nach der Stimme, die mangels überlieferter Originalaufnahmen verloren gegangen ist. Zuvor war sie auf der Tonspur von der berühmteren Mutter (Sopran) gedoubelt worden, die mehr Karriere zu bieten hatte, aber eben nicht Liebesbriefe des legendären Pult-Wüterichs Otto Klemperer. Fragmente einer Biografie, vom Berliner Figurentheater kaufmann & co herzergreifend humorvoll auf die Bühne gebracht.

Der Dirigent, sagt anfangs die Chronistin über die verrückte verzückte Opernwelt von einst, kam „gleich nach dem lieben Gott“, und allmächtig waren auch die Gefühle, von denen zu berichten ist. Ein Stapel vergilbter, vollgekritzelter Blätter werden aus ihrer Häufchen-Ordnung hochgewirbelt, damit die Chronik tanzen lerne. Eine zusätzlich engagierte Schauspielerin, die nach eigener Aussage nicht genau weiß, worum es geht, schweift unter entsetzten Blicken der Projektleiterin verzückt ins eigene Leben ab, wo die Banalität dem Wunderlichen allerliebst auflauert, bis sich alles zu entspannter Munterkeit vermischt.

Die zwei Frauen von kaufmann & co, die hier – immer wieder ironisch mit der großen Geste brechend – aus Puppen und Objekten, handlichen Lichtspielen und mündlichen Dialog-Schlachten ein gar nicht so kleines, aber unheimlich feines Spektakel ohne Spartengrenze entfachen, bieten uns Unerwartetes. War Mahler etwa Schackos Vater, weil er wie sie schielte? Wie kommt Klemperer auf ein Hackebeil? Oder ist man selber berühmt, wenn man viele Prominente kennt?

Einer dieser entwaffnend vieldimensionalen, bei allem Witz ergreifenden Abende, wie sie so regelmäßig eben nur das Figurentheater hinkriegt. Das Salz + Pfeffer Theater im Ka-Li, das dieses Gastspiel nach Nürnberg holte, schickt die Besucher nach 70 Minuten glücklich in die Nacht. D.S.

Wiederholungen: 19. und 20. Dezember, Karten: Tel. 224388

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