Ein wundervolles Geschäft

Der Madonna sei Dank: Altötting lebt schon seit Jahrhunderten von den Pilgern. Neuerdings wird auch Papst Benedikt immer mehr zum Zugpferd.  
Tina Angerer |
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Die schwarze Madonna ist das beliebteste Souvenir aus Altötting. Die Devotionalienläden bieten auch Holzkreuze in allen Variationen.
Sigi Müller Die schwarze Madonna ist das beliebteste Souvenir aus Altötting. Die Devotionalienläden bieten auch Holzkreuze in allen Variationen.

Der Madonna sei Dank: Altötting lebt schon seit Jahrhunderten von den Pilgern. Neuerdings wird auch Papst Benedikt immer mehr zum Zugpferd.

So groß wie ein Daumen ist das Plastikfigürchen, die schwarze Madonna in XS. Sie kostet 2,90 Euro im Devotionalienladen von Margarete Strasser. „Bei uns ist für jeden Geldbeutel was dabei”, sagt sie. Von 2,90 geht es aufwärts – bis zur großen hölzernen Madonna für 479 Euro.

Strasser, die das älteste der Geschäfte am Kapellplatz betreibt, führt – wie alle hier – auch Rosenkränze, Krippenfiguren und jede Menge Heilige als Schlüsselanhänger. Auch sonntags haben Strasser und die anderen offen. Fragt man sie, was am besten funktioniert, wehrt sie sich. „Altötting funktioniert nicht. Hier findet jeder, was für ihn gut ist. Das ist ein Kraftort.”
Sie will auf keinen Fall als Geschäftemacherin dastehen, als eine, die Menschen, die oft aus Not hierhergekommen, eine Plastikmadonna andreht. Ihr Kollege Leopold Duffek, der sieben Devotionalienläden in Altötting betreibt, hat ähnliche Befürchtungen und lässt uns gleich gar nicht in seinen Laden.

Dennoch lebt der Ort von den Pilgern, seit Jahrhunderten. Sie kommen nicht nur zum Beten, sie essen, trinken, übernachten, kaufen Kreuze und Madonnen. Herbert Bauer, Leiter der Verkehrs- und Wallfahrtsbüros, weiß das, und er soll dafür sorgen, dass das auch in Zeiten zunehmender Kirchenaustritte so bleibt. „Früher kamen die Pilger scharenweise mit Sonderzügen der Bahn. Heute müssen wir das kompensieren”, sagt er.

Die Leute reisen individueller. Aber Pilgern ist wieder in, spätestens seit dem Boom des Jakobswegs, der auch durch Altötting führt. Viele suchen im Urlaub Besinnung, innere Ruhe. Die finden Pilger, auch wenn nicht alle strenggläubig sind. „Spirituelles Reisen”, heißt das im Tourismus, mit dem Begriff katholisch wird da nicht operiert.

Immer mehr kommen mit dem Rad. Auch da hat Altötting reagiert: Es gibt den „Benedikt-Weg”, einen Fernradweg auf den Spuren des Papstes, der natürlich auch zu dessen Geburtsort Marktl führt, 18 Kilometer von Altötting. Überhaupt, der Papst: Er ist quasi ein Segen. Josef Ratzinger pilgert nicht nur seit der Kindheit hierher und war 1980 beim Besuch von Johannes Paul II dabei. Er kam auch als Papst 2006 nach Altötting.

Eine Studie der Uni Passau zeigt, dass der Bekanntheitsgrad Altöttings seitdem enorm gestiegen ist. Der Papst ist Zugpferd für den uralten Wallfahrtsort. Seit 2009 gibt es hier das „Haus Benedikt”. In Prospekten, die es sogar auf koreanisch gibt, ist das Dörfchen Marktl nur ein kurzer Ausflug – von Altötting aus.

Gerade internationale Gäste lockt die Stadt durch Kombi-Pakete mit Oberammergau, dem Ort der Passionsspiele, und mit den Schlössern König Ludwigs. Der Kini hat engen Bezug zu Altötting: In der Kapelle ist sein Herz beigesetzt.

Und wer erstmal hier ist, kann auch spirituell einkaufen. Papstbier genauso wie „Energie-Kräcker.” In der Buchhandlung am Kapellplatz gibt es nicht nur das Buch vom Papst, sondern auch das der evangelischen Ex-Bischöfin Margot Käßmann. Man ist ja nicht engstirnig.

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