"Ein weiteres Jahr Stagnation können wir uns nicht leisten": Bayerische Unternehmen kritisieren Untätigkeit

Eine Umfrage der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft zeichnet ein düsteres Bild von der Stimmungslage unter den Unternehmen. Wann Arbeitsplätze gefährdet sind.
von  Ralf Müller
Leidet besonders unter der schwachen Konjunktur: die Baubranche.
Leidet besonders unter der schwachen Konjunktur: die Baubranche. © picture alliance/dpa

München - Bayerns Wirtschaft erwartet ein weiteres Jahr der Stagnation. Gegenüber dem Herbst 2023 ist der Index, mit dem die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) halbjährlich Lage, Stimmung und Prognosen der Unternehmen in Bayern abfragt, um sechs auf 87 Punkte zurückgegangen und liegt nun deutlich unter dem Normalniveau von 100 Punkten. "Ein weiteres Jahr der Stagnation können wir uns nicht leisten", sagte vbw-Präsident Wolfram Hatz am Montag in München.

Unternehmen reagieren auf Hilflosigkeit der Bundesregierung, sagt vbw-Präsident Hatz

Erforderlich sei ein "rigoroses Umsteuern der Politik". Die Zahlen seien zwar nur "geringfügig schlechter" als vor einem halben Jahr, die Stimmung sei aber deutlich in den Keller gegangen, sagte Hatz die derzeitige Lage. Damit reagierten die Unternehmen auf die "Hilflosigkeit" der Bundesregierung und ihre anhaltende Untätigkeit. Deutschland und Bayern werden nach Einschätzung des vbw-Chefs Arbeitsplätze verlieren, "wenn das Ruder nicht bald herumgeworfen wird". Erste Warnzeichen seien auch in Bayern, in dem die Konjunktur traditionell etwas besser läuft als im Bundesdurchschnitt, zu erkennen. So steige die Arbeitslosenzahl leicht an, während die der offenen Stellen zurückgehe, erläuterte Hatz.

vbw bemängelt übertriebene Tarifabschlüsse und rückläufige Auftragseingänge

Manche Tarifabschlüsse hätten "jedes vernünftige Maß überstiegen" und die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale erhöht. Die Auftragseingänge seien insbesondere in der Baubranche rückläufig und die Gastronomie klage über Umsatzrückgänge. Nur der Einzelhandel habe zu Beginn des Jahres einen leichten Aufschwung verzeichnen können. Die "schleichende Deindustrialisierung" Deutschlands sei keine Schwarzmalerei, sondern bereits im Gange, berichtete vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Investitionsentscheidungen würden immer mehr zugunsten ausländischer Standorte getroffen. Zusätzliche Wertschöpfung werde in Deutschland nicht mehr aufgebaut.

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