Ein verpflanztes Theater – jetzt mit dem eigenen Labyrinth

NÜRNBERG - Draußen vor der Tür der Kongresshalle steigt an dicht gedrängten Zelten die Betriebstemperatur fürs Rockfestival, drinnen im kürzlich entstandenen Symphoniker-Konzertsaal führt Schauspieldirektor Klaus Kusenberg durch sein neu entstehendes Reich.
Ab 14. Juni und dann mindestens 18 Monate spielt Kusenberg hier – zunächst, als gezielten Affront gegen die klobigen Reste von Speers Nazi-Architektur drumherum, Brechts Hitler-Parabel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Ein Umbau des Umbaus war nötig, damit man „ein ganzes Theater verpflanzen“ konnte. 120 Arbeitsplätze sind nun umgetopft, der Raum, den die Hausherren mit schmetternder Beethoven-Sinfonie eröffnet hatten, wurde akustisch und optisch korrigiert. Nun ist das Podest, auf dem es mangels Versenkung und Seitenbühne keine Chance für Tricks gibt, weiter nach vorne gerückt. Das aufsteigende Parkett bietet mit 422 Plätzen glatt hundert weniger als bisher das Haus am Richard-Wagner-Platz – und auf die hintersten Plätze sollte man sich lieber nicht einlassen.
„Die Regisseure müssen natürlich ästhetisch reagieren“, sagt Kusenberg über die Anforderungen, die er und seine Gäste künftig zu erfüllen haben. Hinter der Bühne, im Labyrinth des Colosseums, sind Garderoben, Requisitenkammern und Ruhezonen entstanden. Für den Durchbruch einer schlichten Tür hatte sich ein Bagger tagelang in die dicken Mauern gefressen.
Weil zwischen wechselnden Vorstellungen jeweils ein Umbau-Tag nötig wird, dürfte es bis zu 20 Prozent weniger Vorstellungen geben – eine gewisse Kultur-Verknappung ist nicht zu übersehen. Parkplätze im Kongresshallen-Innenhof sind genügend vorhanden, allerdings für 3 Euro – wie überall, wo die Stadt Plätze für Autos sperrt. D.S.