Ein Taxi-Fahrer wehrt sich
Hüsseyin Polat hatte Nina (16) versehentlich nach Würzburg gefahren – und kämpft jetzt um seine Ehre.
NÜRNBERG Ein Taxi-Fahrer wehrt sich: Als „Kindsentführer“ und „Gierschlund“ sieht sich Hüsseyin Polat (58) gebrandmarkt. Er hat Ende September die 16-jährige Nina L. nach Hause gefahren. Vom Nürnberger Hauptbahnhof nach Fischbach – mit einem Umweg von 220 Kilometern über Würzburg, Kostenpunkt: 150 Euro.
Allerdings, beharrt der Familienvater, soll sich die Odyssee ganz anders zugetragen haben, als es Nina ihren Eltern glaubhaft machte, bzw. als es die der AZ kolportierten.
Nach ausgiebigem Feiern hatte der Teenager die letzte U-Bahn verpasst und ging in seiner Verzweiflung zum Infopoint, vor sich eine siebenköpfige Gruppe aus Würzburg, deren Zug ausgefallen war. Die Unterfranken wurden vom Service-Mitarbeiter nach draußen geschickt: In solchen Fällen bietet die Bahn ihren Kunden Sammeltaxis als Ersatz. Auch Nina wurde aufgefordert, am Bahnhofsplatz zu warten und saß kurz darauf, es war 1.10 Uhr, in Hüsseyin Polats Großraumdroschke. Der fuhr zügig auf die A3, Richtung Würzburg – wie auf dem Zettel vom Infopoint vermerkt.
"Die Mutter hat mich unflätig beschimpft"
Ab diesem Zeitpunkt gehen die Aussagen von Nina und Polat auseinander: „Sofort eingeschlafen“ sei sie, beteuerte Nina gegenüber ihren Eltern und der AZ. Erst über eine Stunde später, am Würzburger Hauptbahnhof nämlich, habe die 16-Jährige realisiert, wohin die Reise ging. Taxifahrer Polat hingegen beharrt: „Das Mädchen saß hinten und hat sich mit den anderen unterhalten“, erst ab Geiselwind, nach etwa zwei Drittel der Fahrstrecke, sei es leiser geworden, und die Gäste eingeschlafen.
In Würzburg dann das böse Erwachen: Nina, Polat, Ninas Eltern und die Nürnberger Taxi-Zentrale telefonierten wild durcheinander. „Es stimmt, dass ich dem Taxi-Fahrer meine Meinung gesagt habe“, räumt Nada L., Ninas Mutter, ein. Sie habe gedacht, ihr Kind sei entführt worden, und dementsprechend „freundlich“ reagiert. Taxifahrer Polat spricht von unflätigen Beschimpfungen, die auch eine Stunde später, als er Nina wohlbehalten daheim in Fischbach abgeliefert hat, auf ihn eingeprasselt seien.
Für den Transport der blinden Passagierin kassierte Polat 150 Euro, die den Eltern von der Taxi-Zentrale kulanterweise zurück erstattet wurden.
„Am besten wär’s gewesen, ich hätte das Kind in Würzburg der Polizei übergeben“, ärgert sich Polat heute. Dann hätte er sich eine stressreiche Nacht erspart – und die naive Nina gelernt, dass man einem Taxi-Fahrer schon sagen muss, wo man hin will. StW
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