Ein neues Museum zeigt: Stuhl ist nicht gleich Stuhl
Büromöbelhersteller Werner Löffler zeigt in Reichenschwand über 600 Exponate aus zwei Jahrhunderten.
REICHENSCHWAND Nach dem Lieblingsstuhl seiner mehr als 600 Stück umfassenden Sammlung gefragt, muss Unternehmer Werner Löffler enttäuschen: „Sie sind für mich wie 600 Kinder. Welches Kind zieht man vor – und weshalb?“, fragt er zurück.
Die Liebe zur angewandten Kunst war es, die Löffler zum Sammler machte. „Und da wir Sitzmöbel herstellen, lag es nahe, dass ich angewandte Kunst im Bereich der Sitzmöbel sammle“, erklärt er. Alles begann 1987 mit „Theodora“ von Ettore Sottsass. Im Laufe der Jahre wuchs und wuchs die Sammlung: „Bei vielen schönen Stücken war ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, so Löffler. „Inzwischen hat sich unsere Sammlung aber auch herumgesprochen – daher bekommen wir auch Stühle angeboten, etwa aus Erbschaften oder von anderen Sammlern.“
Auch die Depots stehen den Besuchern offen
Einen Einblick in die Sammel-Leidenschaft Löfflers und einen Überblick über 200 Jahre Sitzmöbel gibt die „Sammlung Löffler“, das hauseigene Stuhlmuseum, das am Donnerstag eröffnet wird.
Neben einer wechselnden thematischen Aktionsfläche stehen dem Besucher alle nach Themen sortierten Depots – etwa Stahlrohr, Sitzlösungen der 68er oder Klapplösungen – zur Besichtigung offen.
Die Stühle sind nicht restauriert
Großen Wert legt Löffler darauf, dass alle gezeigten Stühle unrestauriert sind. „Das sind ja schließlich Zeitzeugen“, meint er. „Man sieht, wie das Material gealtert ist und wo der Stuhl besonders beansprucht wurde. Der Stuhl spricht dann quasi.“ Da nicht nur die Sammlung, sondern auch Löfflers Unternehmen im Laufe der Jahre gewachsen ist, nutzte er die Chance bei der Erweiterung der Räumlichkeiten, auch Platz für seine Lieblinge zu schaffen. „Ein Traum, den ich schon Ende der 1980er Jahre mit mir herumgetragen habe.“
Man fragt sich zurecht: Wo lagerte der leidenschaftliche Sammler seine Stühle vorher? „Sie waren bei mir im Haus verteilt und auch in der Firma. Jetzt sind sie alle an einem Ort.“ Ab und an, so verrät der 48-Jährige, nehme er sich aber auch heute noch ein oder zwei Stühle mit nach Hause. „Die stelle ich daheim an eine exponierte Stelle – und glauben Sie mir: Es ist unglaublich, wie ein Möbelstück einem Raum einen völlig anderen Charakter geben kann.“
Vom Charakter der von Löffler gesammelten Stühle können Sie sich selbst überzeugen: Führungen gibt es nach Absprache. kes
Kontakt: Sammlung Löffler, Rosenstraße 8, 91244 Reichenschwand, Telefon: 09151/ 8300875.
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