Ein kleines Dorf kämpft gegen die Hühner-Hölle!

Pro Monat sollen künftig im Ort Messenfeld in Oberfranken 39.999 Tier gemästet werden.
MESSENFELD Messenfeld (Kreis Lichtenfels) liegt idyllisch inmitten von Sonnenblumen und Maisfeldern im so genannten „Gottesgarten am Obermain“. Doch in dem kleinen Ort rumort es. An einem der 20 Häuser prangt ein Transparent: „Keine Hühnerhölle im Gottesgarten“. Ausgerechnet einer der insgesamt 60 Bewohner will das Paradies zerstören – mit einem Hühnermast-Großbetrieb.
„Wir haben über die Zeitung erfahren, was überhaupt geplant ist“, schimpft Anwohnerin Roswitha Wich. Pro Monat sollen 39.999 Hühner gemästet werden. Pikant: Das ist die Grenze für ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren ohne Öffentlichkeit! Der Mechatroniker und gelernte Landwirt Tobias H. will mit dem Betrieb den bisher ohne Viehhaltung geführten Hof seiner Eltern aufpeppen. „Das ist keine Landwirtschaft sondern Industrieproduktion“, so Wich.
Die Gegner befürchten Keime, Verwesungsgeruch und Pilzsporen
Mit einer Unterschriftenaktion versucht sie, das ganze Dorf zu mobilisieren: „Im Moment wagen es einige Bewohner noch nicht, sich offen gegen den Hühnermastbetrieb auszusprechen.“ Die bislang acht bekennenden Gegner befürchten Keime, Verwesungsgeruch und Pilzsporen, die durch Futtersilos entstehen. „Dadurch steigen Allergie-, Asthmarisiko und chronische Erkrankungen sprunghaft an.“
Zudem sei die Kanalisation des Ortes jetzt schon bei Regen überlastet: „Was soll dann erst bei einem zusätzlichen Volumen so eines Betriebs für eine Katastrophe entstehen?“, fragt Roswitha Wich. „Medikamente und Fäkalien gelangen ins Grundwasser.“
Der Rat der Gemeinde Ebensfeld (33 Ortsteile, 6000 Einwohner), zu dem Messenfeld gehört, sieht diese Probleme nicht. Die Mitglieder winkten das Projekt bereits durch – und das, obwohl CSU-Bürgermeister Bernhard Storath selbst Bio-Bauer ist. „Ich verstehe nicht, wie er so einem Qualbetrieb zustimmen kann“, wundert sich Wich.
Vize-Bürgermeister Hauke Petersen (CSU) sieht in dem geplanten Betrieb kein Problem: Er sei eine eher kleine Anlage. „Wir haben den Bauantrag fristgerecht erhalten und geprüft. Von der rechtlichen Seite können wir nichts machen.“ Die Mästerei würde nach neuesten technischen Voraussetzungen gebaut, produziere „hochwertige Nahrungsmittel“. „Im ersten Moment haben wir zwar auch einen Schreck bekommen. Aber wir wollen das Projekt nicht schlecht reden. Ich bin sicher, dass es bei der Familie H. in guten Händen liegt.“
Jetzt ist eine Aufklärungsversammlung geplant. Letztendlich muss das Landratsamt entscheiden. „Die werden dem Antrag aber zustimmen müssen“, ist sich Politiker Petersen sicher. Andrea Uhrig