Ein Halleluja auf Charisma und Glücksgefühle

Der Hamburger Soul- Sänger Stefan Gwildis kommt mit neuer CD in den Nürnberger Hirsch.
von  Abendzeitung
2005, im Jahr vor der Fußball-WM, beim Bardentreffen bereits auf der Hauptmarkt-Bühne: Stefan Gwildis deutscht Soul erfolgreich ein. Am Dienstag singt er im Hirsch.
2005, im Jahr vor der Fußball-WM, beim Bardentreffen bereits auf der Hauptmarkt-Bühne: Stefan Gwildis deutscht Soul erfolgreich ein. Am Dienstag singt er im Hirsch. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Der Hamburger Soul- Sänger Stefan Gwildis kommt mit neuer CD in den Nürnberger Hirsch.

Der 50-jährige Hamburger Stefan Gwildis ist ein sympathischer Kumpel-Typ für alle Fälle, mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Gut möglich, dass der Soul-Sänger und Songschreiber (Dienstag, 21 Uhr, im Nürnberger Rockclub Hirsch) seine Geistesgegenwart und Improvisationsfähigkeit früh gelernt hat. Schon 1979 absolvierte Gwildis am Thalia-Theater in Hamburg eine Ausbildung in Fecht- und Stuntszenen, war als Straßenmusiker unterwegs und erwarb sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs als Lagerarbeiter, LKW-Fahrer, Sonnenbankaufsteller und Weihnachtsmann.

Inzwischen ist die Karriere des Charmebolzens, dessen Soulstimme ähnlich beeindruckt wie sein korrekt gezogener Scheitel, spätgezündet. Von der Grand-Pix-Teilnahme bis zum Hauptmarkt-Auftritt beim Bardentreffen: Überall sang er sein Halleluja aufs Glücksgefühl.

Hommage an Cassius Clay

Sein Riesenerfolg hat Logik, denn das Bedürfnis nach warmer Soulmusik aus deutschen Landen wächst im Moment immens. Deshalb ist im Jahr 2009, in dem der sozialkritische Soul-Star Marvin Gaye 70 geworden wäre, ein Mann wie Stefan Gwildis mit seiner neuen CD „Wünscht du wärst hier“ zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Gwildis klagt die emotionalen Defizite ein und „schreit“ in klassischer Manier des Soul-Protest-Sängers nach sozialen Bindungskräften.

Im Gespräch ist Stefan Gwildis ebenso unprätentiös und gradaus wie auf der Bühne, ein Mann, der sein Alter nicht verbirgt – und weiß, dass er sich auf Stehaufqualitäten wie der Boxer „Muhammad Ali“ verlassen kann. Über ihn, den einstigen Cassius Clay, hat er fürs neue Album einen Song geschrieben: „Durch seinen Kampfgeist im Ring und außerhalb, sein Engagement gegen den Krieg, wurde er zum Vorbild für viele von uns. Deshalb war ein ihm gewidmeter Song für mich längst überfällig."

Soul ist für Stefan Gwildis gleichzeitig Medium, universelle Weltsprache und bevorzugtes Welterklärungsmodell. Wenn er über seine Idole spricht, wird klar, auf welcher Seite der Sänger steht: „Die Musik von damals war ein Ventil – und wurde von einer breiten Öffentlichkeit getragen. Sie war klar gegen das Establishment gerichtet. Sie war auch ein ganz klares Nein zum Krieg – und genau diese Haltung wurde von einer großen Mehrheit der jungen Menschen unterschrieben“. Die Soul-Sänger von damals, schwärmt Gwildis und nennt Isaac Hayes und Marvin Gaye, „hatten Charisma wie es heute auch Barack Obama wieder hat“. Das ist die Gegenwart, die „ganz nah dran ist an der Vergangenheit, von der ich inspiriert werde." Spark

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.