Ein gemeinsames Ziel
NÜRNBERG - "Gleichberechtigtes Arbeiten": Keine Hierarchien zwischen Club-Chefcoach Michael Oenning und seinem neuen Assistenten Peter Herrmann. „Die Mannschaft hat Potenzial, aber der Aufstieg ist kein Selbstläufer.“ Vertrag für zwei Jahre.
Wen wundert’s? Die Hütchen baute Peter Hermann auf. Ansonsten wollte Club-Trainer Michael Oenning in der ersten Einheiten mit seinem neuen Assistenten von hierarchischen Strukturen nichts wissen. „Es soll ein gleichberechtigtes Arbeiten werden“, versicherte Oenning. Und so trabte er dann auch höchstpersönlich zurück in die Katakomben, um den vergessenen Schlüssel für den Geräteschuppen zu holen, während Hermann weiter das Spielfeld mit den gelben Hütchen und orangefarbenen Stangen maßgerecht absteckte.
Oenning und Hermann funken nicht nur optisch auf der selben Wellenlänge – beide waren fast im Partnerlook (rotes Polo-Shirt, Jeans, braune Schuhe) zur obligatorischen Präsentation erschienen –, sondern haben auch sonst viel gemeinsam: „Wir vertreten die gleiche Philosophie“, sagte Oenning. Welche? „Ich will guten Fußball sehen“, antwortete der Ex-Leverkusener Hermann, „aber primär muss man gewinnen.“
Wiederaufstieg wird kein Selbstläufer
Zur großen Freude von Oenning schlägt Hermanns Herz ab jetzt für den Club: „Der 1. FCN ist die interessantere Aufgabe. Die Mannschaft hat das Potenzial aufzusteigen, auch wenn es kein Selbstläufer wird.“ Daher auch die Absage an die Gladbacher Borussia, die den 56-Jährigen („Ich wäre fast vom Stuhl gefallen, als gleich zwei Vereine angerufen haben“) ebenfalls verpflichten wollten. „Jeder wünscht sich die bestmögliche Unterstützung“, machte Oenning seine Wertschätzung für den „Neuen“ deutlich, „ich wäre sehr schlecht beraten, nicht auf Peter zu hören.“
„Ich hatte ein tolles Gespräch mit Michael“, erklärt Hermann zum perfekten, verbalen Doppelpass. Der Nie-selbst-Cheftrainer setzt dabei auf seinen großen Wissensschatz: „Ich kenne fast alle Zweitligisten.“ Auf den Lorbeeren, die er in Leverkusen vor allem für sein Händchen im Umgang mit jungen Spielern erhalten hatte, will er sich nicht ausruhen. „Lob ist schön und gut, aber es ist klar, dass man auch einmal was anderes machen will.“ Bis 2010 läuft sein Vertrag – Qualitätssicherung, sozusagen. Und: Kurioser Weise zwölf Monate länger als der von Oenning.
Volle Kraft voraus, heißt es jetzt für den Club im Aufstiegskampf – und auch die Fans ziehen mit. Rund 200 Kiebitze kamen gestern zu Hermanns Premiere, und auch Michael Oenning ist begeistert von der positiven Stimmung unter den Anhängern: „Die Unterstützung im Spiel gegen Aachen war super, das hilft natürlich.“ Und auch Hermann machte Angesichts des großen Bahnhofs Augen. „Das sind ja mehr als bei uns“, staunte er angesichts des Andrangs. Wobei mit „uns“ noch Leverkusen gemeint war. Verzeihlich nach 32 Jahren unterm Bayer-Kreuz. Künftig heißt’s aber: Wir sind der Club. Maja Kolonic
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