Ein Bett im Millionen Sterne-Hotel

Auf Stroh gebettet können Gäste in Bad Kissingen in freier Natur übernachten
von  Abendzeitung
Der Blick von oben zeigt: Das Kornfeld-Hotel in Hausen sieht aus wie ein echtes Haus.
Der Blick von oben zeigt: Das Kornfeld-Hotel in Hausen sieht aus wie ein echtes Haus. © dpa

Auf Stroh gebettet können Gäste in Bad Kissingen in freier Natur übernachten

BAD KISSINGEN Ringsherum wiegen sich die Weizenähren im Sommerwind, oben leuchtet der Sternenhimmel: Es klingt ein wenig wie ein Klischee, aber es war tatsächlich Schlagersänger Jürgen Drews, der Monika Fritz (42) auf die Idee gebracht hat, ein Hotel im Kornfeld zu gründen. „Im Sommer 2000 habe ich überlegt, wo ich Urlaub machen soll, als im Radio ,Ein Bett im Kornfeld’ lief. Und da habe ich mich gefragt, wieso ich noch nie im Kornfeld geschlafen habe.“ Aus diesem Gedanken reifte schnell ein Projekt, das Monika Fritz schon im folgenden Sommer realisierte.

Auch wenn ihr Umfeld sie für ein wenig verrückt hielt: Fritz hat ihr Hotel doch eröffnet – für zwei Wochen im Sommer, denn dann werden die Kornfelder abgeerntet. ImBad Kissinger Stadtteil Hausen können die Gäste auf Stroh gebettet in freier Naturübernachten – gleichsam in einem Millionen Sterne-Hotel.

Eine Nacht kostet zwischen drei und sieben Euro

Neun Jahre nach der Eröffnung hat die studierte Ökotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin) keinen Gästemangel zu beklagen. „Am Anfang war es ein absoluter Geheimtipp, aber es gibt immer noch Leute, die jedes Jahr wiederkommen.“ Rund 400 Buchungen gibt es bisher für 2010 – die 20 Schlafplätze sind besonders an den Wochenenden begehrt. Kosten pro Nacht: drei bis sieben Euro.

„Die Naturerlebnisse ziehen die Leute an“, sagt Otto Funck, Vorsitzender des Vereins „NaTour & GAST“, der als Träger des Freilufthotels fungiert. Gemeinsam mit Monika Fritz betreibt der Landwirt (66) das Hotel auf einem seiner Felder. Am Morgen wird er zum Zimmermädchen, macht die Strohlager mit dem Rechen zurecht. Für die Gäste der Hochzeitssuite – ein Strohbett umrahmt vom goldenen Bettgestell – besorgt er Sekt und Blumen.

Im Kornfeld-Hotel könne man den Besuchern die Natur nahebringen, meint der achtfache Vater. „Es ist einfach schön, draußen zu schlafen“, sagt auch Hanna Buchmann. Zwei Wochen will die Zwölfjährige unter freiem Himmel verbringen. Auch Manuel Müller (11) schätzt die frische Luft: „Im Zimmer ist es oft stickig. Außerdem kann man hier die Tiere hören.“

Unterhaltung ohne Elektrogeräte

Regina Hahn freut sich derweil über die Naturbegeisterung ihres Sohnes Yannick, der ebenfalls eingecheckt hat: „Da sieht man, dass man zur Unterhaltung keine Elektrogeräte braucht.“

Hotelbesitzer in der Umgebung sehen den zur Schlafstätte umfunktionierten Acker nicht als Konkurrenz. „Ich finde das gut. Das belebt Bad Kissingen“, sagt Hotelier Heinz Stempfle, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG).

Dass viele Menschen eine Nacht im Kornfeld verbringen wollen, wundert beim Verband niemand. „Es gibt durchaus einen Trend dahin, dass viele Leute etwas Besonderes erleben wollen“, sagt Sprecher Frank-Ulrich John.

Tatsächlich stehen einige andere Hotels dem Kornfeldlager in Sachen Exotik nicht nach: Auf der Zugspitze kann man im Iglu-Hotel auf Eis schlafen, im Allgäu können Schwindelfreie an Karabinerhaken befestigt die Nächte in einem Hochsitz verbringen, und in Neißeaue (Sachsen) befindet sich Deutschlands angeblich einziges Baumhaus-Hotel. Alexandra Stahl

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